Die Weihnachtsüberraschung: Nicht angekündigte neue Automatenmarke

 

(erscheint hier als Vorabveröffentlichung aus der philatelie 500 Februar 2019)

Die neue Automatenmarke mit Datamatrixcode und Sicherheitsstanzung
Die neue Automatenmarke mit Datamatrixcode und Sicherheitsstanzung

> Link zu Grundinformationen zur Einführung des neuen Motivs "Schreibanlässe" am 3. Januar 2017 (wird freigeschaltet, sobald dort ein Inhalt vorhanden ist - ist derzeit in Planung)

 

In der Regel kündigt die Deutsche Post AG neue Briefmarken rechtzeitig an und stellt diese auch vor. Am 13. Dezember wurde nun still und heimlich ohne Vorankündigung eine neue Automatenmarke (ATM) eingeführt. Diese hat zwar ein etwas anderes Aussehen, als bisherige Automatenmarken, es handelt sich aber aus Sicht des Autors um eine neue Marke, die als Hauptnummer mit der Michel-Nummer 10 katalogisiert werden müsste und die jeder Sammler für seine Sammlung benötigt.

 

Erst einige Tage nach Inbetriebnahme der fünf Versuchsstandorte wurde zumindest in einer ersten dürren Pressemitteilung des Pressesprechers Herrn Erwin Nier aus München an einen sehr kleinen Verteilerkreis (acht Empfänger) eine erste Info zu diesen Marken herausgegeben.Weitere Informationen sollten circa Mitte Januar (nach Redaktionsschluss dieses Artikels) in der „Postfrisch“ Ausgabe 2/2019 nachgereicht werden. Im folgenden Artikel werden nun erste Informationen zu dieser neuen ATM zusammengetragen, die bis zum 1. Januar 2019 vorlagen. Im Resümee werden aber zum Schluss wohl noch etliche Fragen der verschiedensten Art zu diesem Thema nur angerissen, aber nicht abschließend beantwortet werden können. Dies liegt daran, dass durch die Feiertage niemand von der Michelredaktion und der Versandstelle der Post in Weiden erreichbar war, der diese Fragen beantworten konnte. Im neuen Jahr wird sich erst das tatsächliche Ausmaß dieser „Nacht- und Nebelaktion“ der Deutschen Post AG zeigen.

 

 

Einführung

 

Anfang Dezember erhielt der Autor von einem Sammler aus der Nähe von Bonn einen Anruf, das scheinbar an einigen Postämtern im Bereich Köln Bonn neue Automaten getestet werden sollen. Der Hersteller der bisherigen Münzwertzeichendrucker, die Firma Sielaff GmbH, hatte ja schon lange angekündigt, keine Nachfolgegeräte zu entwickeln und anzubieten. Die weiteren anderen bekannten Hersteller wie beispielsweise Frama AG haben sich schon aus diesem Gerätebereich zurück gezogen oder wollten keine neuen Geräte mehr entwickeln. Hintergrund ist, das die Hochzeit der Automaten für Briefmarken, egal ob früher mechanisch mit Kurbel oder später elektronisch für Automatenmarken, weltweit aufgrund geänderter Frankaturangebote mehr oder weniger stark rückläufig ist.

 

Eine der wenigen Ausnahmen ist hier das Nachbarland Österreich mit neuen Automaten von der Firma Inform GmbH. (philatelie 425 - November 2012). Da auf der Postexpo von den wenigen Herstellern solcher Geräte aber immer mal wieder Verbundgeräte für den Postbankbereich angeboten wurden, die auch folderähnliche Bogen mit Briefmarken herausgaben, ging die erste Vermutung des Autors dahin, das nun solche neue Markenheftchenautomaten getestet werden sollten. Der erste Besuch vor Ort des Sammlers Rolf Weise in der zweiten Dezemberwoche ergab die Information, das tatsächlich an dem besuchten Standort Bonn Bad Godesberg etwas getestet werden sollte, weitere Informationen dazu lägen aber noch nicht vor, nur das es sich verzögern würde. Geplant war scheinbar als Starttermin der 30. November 2018 für den ersten Standort und einige Tage später sollten die anderen vier Standorte mit entsprechenden Geräten in Betrieb genommen werden. Da der Weihnachtsverkehr bei der Post ja bekanntermaßen immer die Hauptzeit des Jahres ist, wurde vermutet, das der Versuch erst im neuen Jahr startet.

 

Überraschender Weise wurde dann aber im Internetforum „philaseiten“ am Dienstag, den 18. Dezember 2018 ein erstes Foto des neuen Münzwertzeichendruckers vom Standort Bonn Bad Godesberg in der Koblenzer Straße 67 gepostet. Der Sammler schrieb in dieser Info, das er am Montag den 17. Dezember diesen Standort zufälligerweise besucht hat und dort einen von ihm fotografierten neuen Automat vorgefunden hatte, der zwar angeschaltet war, aber auf dem Display die Fehlermeldung „Störung“ anzeigte.

Pressefoto der Deutschen Post AG vom neuen Automaten
Pressefoto der Deutschen Post AG vom neuen Automaten

Am Mittwoch, den 19. Dezember besuchte der Sammler Rolf Weise erneut diesen Standort. Der Automat gab zu diesem Zeitpunkt zwar einige Briefmarken ab, eine Quittung für die bargeldlose Bezahlung erhielt der Kunde und andere aber von diesem Standort bisher nicht. Nach wenigen Bedienvorgängen stürzte das Gerät ab. Nach längerer Wartezeit in der Vorweihnachtsschlange vor dem Schalter wurde der Wunsch geäußert, den Automat wieder anzuschalten. Dieser Wunsch wurde erfüllt, das Gerät lies sich aber durch ausschalten und erneutes Einschalten nicht wiederbeleben und blieb daher auf Störung. Als zusätzliche Info erhielt der Sammler noch die Aussage, das dieses Gerät am Donnerstag den 13. Dezember in Betrieb genommen wurde. Weiter wurde mitgeteilt, das es vier weitere Versuchstandorte gäbe, drei davon in Köln.

Einwurfeinschreiben mit neuer Automatenmarke vom Standort Bonn Bad Godesberg (A0 021D 6FD1) mit 70 Centmarke neu sowie Ergänzungsfrankatur vom Silaff-MWZD vor dem Posttower mit einer normalen ATM mit 215 Cent, die mit dem Tagesstempel vom Posttowerpostamt 53113 Bonn am 19.12.2018 gestempelt wurde
Einwurfeinschreiben mit neuer Automatenmarke vom Standort Bonn Bad Godesberg (A0 021D 6FD1) mit 70 Centmarke neu sowie Ergänzungsfrankatur vom Silaff-MWZD vor dem Posttower mit einer normalen ATM mit 215 Cent, die mit dem Tagesstempel vom Posttowerpostamt 53113 Bonn am 19.12.2018 gestempelt wurde

Der Sammler fuhr daher weiter nach Köln zum Standort in Köln-Bayenthal, in der Bonner Str. 351. Das Gerät stand dort auch im Inneren des Postamtes und war in Betrieb. Hier kaufte der Sammler weitere neue Automatenmarken. Erstmals erhielt er hier automatisch für jeden Bezahlvorgang eine Quittung, denn eine Quittungstaste ist nicht vorhanden. Dieser Standort soll einen Tag vorher in Betrieb genommen worden sein. Kaufen kann man bei diesem Automat bisher nur die fünf fest einprogrammierten Wertstufen 45 Cent (Postkarte), 70 Cent (Standardbrief), 85 Cent (Kompaktbrief), 145 Cent (Großbrief) und 260 Cent (Maxibrief).

Hier ein kompletter Satz der möglichen Portostufen, die man am Automat kaufen kann (45 Cent, 70 Cent, 85 Cent, 145 Cent und 260 Cent – vom Standort Köln-Bayenthal Bonner Straße, erkennbar an der Standortnummer „A0 021D 752C“. Weiter kann man die fortlaufende Nummerierung bei der unteren 10-stelligen Hexadezimalzahl erkennen
Hier ein kompletter Satz der möglichen Portostufen, die man am Automat kaufen kann (45 Cent, 70 Cent, 85 Cent, 145 Cent und 260 Cent – vom Standort Köln-Bayenthal Bonner Straße, erkennbar an der Standortnummer „A0 021D 752C“. Weiter kann man die fortlaufende Nummerierung bei der unteren 10-stelligen Hexadezimalzahl erkennen

Die weiteren genannten Standorte in Köln waren laut Aussagen der Postmitarbeiter vor Ort Köln 60 (Nippes) in der Wilhelmstraße 56 – 58 und in Köln-Lindenthal in der Geibelstraße 28 – 31. Zusätzlich wurde noch mitgeteilt, das der fünfte Standort in Brühl 1 in der Wilhelm-Kamm-Straße 2 sei. Vor Ort gab es weder Infoschilder zu den neuen Automaten noch entsprechende Infoflyer zum Nutzen der Geräte. Dabei stellt sich schon die erste Frage, wenn der Automat nur während der Öffnungszeit des Postamtes zugänglich ist, was für einen Nutzen hat der Automat?

 

Ein Kauf im Postamt am Automat würde sich nur dann lohnen, wenn die Schlange am Schalter größer ist und man nur eine der fünf verschiedenen zur Auswahl stehenden Briefmarken benötigt. Dazu müsste der Kunde natürlich auch über diese Option informiert sein, was bisher nicht der Fall ist. Weiter muss der Kunde natürlich wissen, was er genau will, beziehungsweise was für eine Variante er verschicken möchte.

 

Da dies dem Kunden, der eine Postfiliale besucht, nach Beobachtungen des Autors oft nicht klar ist, stellt er sich lieber gleich am Schalter an, um hier qualifizierte Antworten zu erhalten. Die selben Wertstufen könnte der Kunde natürlich gleichzeitig viel leichter rund um die Uhr vor dem Postamt an den bisherigen Münzwertzeichendruckern erwerben. Im folgenden Abschnitt werden nun diese neuen Briefmarken ausführlich vorgestellt.

 

 

Die neuen Automatenmarken

 

Der Kauf der neuen Briefmarken erfolgt über ein Display zum Berühren, das im oberen Bereich angebracht ist. Etwas weiter unten befindet sich ein weiteres kleines Display und Tastaturfeld vermutlich für die Eingabe der Pin, rechts davon kann man alternativ die EC-Karte / Kreditkarte berührungsfrei zum Bezahlen davor halten oder in einen darunter befindlichen Kartenlesegerät einführen. Auf der rechten Seite befindet sich das Ausgabefach für die Briefmarken und die Quittung, wenn Sie denn kommt.

Hier noch einmal das Pressefoto der Deutschen Post AG vom neuen Automaten zur Orientierung, wo was angeordnet ist
Hier noch einmal das Pressefoto der Deutschen Post AG vom neuen Automaten zur Orientierung, wo was angeordnet ist

Die neuen Marken sind selbstklebend und werden einzeln auf Trägerfolie ausgeworfen. Diese Trägerfolie hat eine Breite von sechs Zentimeter und wird im Abstand von circa fünf Zentimeter geschnitten. Die Marke selbst hat eine Breite von 56 Millimeter und eine Höhe von 40 Millimeter. Oben und unten sind wie bei den naßklebenden ATM Stanzlöcher angedeutet, sie besitzen aber hier keine Funktion. Im oberen Teil befindet sich etwas verkleinert (statt 21 Millimeter Höhe nur 19 Millimeter Höhe) das bekannte Motiv „Schreibanlässe, Briefmarken“ als Unterdruck.auf einer Breite von 50 Millimeter. In diesem Bereich wird oben mittig die Wertangabe in Cent gedruckt. Darunter befindet sich bis zu den Stanzlöchern ein 16 Millimeter hoher weißer Bereich, der nun beim Kauf individuell ergänzend vom Automat bedruckt wird.

Scan von einer Farbkopie einer Blanko-ATM vor der Bedruckung durch die Wertangabe und den Datamatrixcode
Scan von einer Farbkopie einer Blanko-ATM vor der Bedruckung durch die Wertangabe und den Datamatrixcode

In der Mitte befindet sich ein Klarschriftteil und rechts davon eine laut Postpressemitteilung „digitale Verschlüsselung“ in Form eines Datamatrixcodes. Dieser Matrixcode hat die selbe Größe wie die aktuellen Internetmarken und neue Produktmarken. Dieser Datamatrixcode lässt sich mit modernen speziellen Apps detailiert auslesen. In einem Folgeartikel werden die dort gespeicherten Informationen dann näher erläutert. Im mittleren Klarschrift befindet sich die Angabe Deutsche Post und das Posthorn. Unterhalb des Posthorns steht das Erzeugungsdatum der neuen Automatenmarke in der Form Monat/Jahr. Im Dezember gekaufte Marken haben hier noch die Angabe 12.18. Werden die Marken erst im Januar 2019 gekauft lautet die Angabe dann natürlich 01.19, so wie dies auf der Mustermarke laut Pressemitteilung zu sehen ist.

Nachträgliche Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses lagen noch keine Marken aus 2019 vor. Nachdem diese nun vorliegen steht fest, das die führende "0" nicht gedruckt wird, sondern es erscheint nur "1.19" als Angabe, wann die Marke erzeugt wurde - siehe auch Beispiel weiter unten.

Die neue ATM, gekauft im Dezember 2018 (12.18 – erster roter Pfeil), der oberen10-stelligen Hexadezimalzahl, die den Standort festlegt (hier A0 021D 752C – Köln-Bayenthal, Bonner Straße 351 – siehe zweiter roter Pfeil) und darunter die zweite Zeile – auch eine 10-stellige Hexadezimalzahl mit der fortlaufenden Zählnummer (neun Stellen – 120 in Hexadezimal) sowie an der zehnten Stelle die Prüfziffer – hier „A“ Weiter sieht man noch deutlich die Sicherheitsstanzung quer über die ganze Marke verteilt
Die neue ATM, gekauft im Dezember 2018 (12.18 – erster roter Pfeil), der oberen10-stelligen Hexadezimalzahl, die den Standort festlegt (hier A0 021D 752C – Köln-Bayenthal, Bonner Straße 351 – siehe zweiter roter Pfeil) und darunter die zweite Zeile – auch eine 10-stellige Hexadezimalzahl mit der fortlaufenden Zählnummer (neun Stellen – 120 in Hexadezimal) sowie an der zehnten Stelle die Prüfziffer – hier „A“ Weiter sieht man noch deutlich die Sicherheitsstanzung quer über die ganze Marke verteilt
Musterabbildung der neuen ATM aus der Pressemitteilung der Deutschen Post AG – hier mit fiktiven Kaufdatum 01.09 (Januar 2019) und fiktiver Standortnummer (A0 0101 E1B8) sowie beliebiger Zählnummer (00 F02B C425)
Musterabbildung der neuen ATM aus der Pressemitteilung der Deutschen Post AG – hier mit fiktiven Kaufdatum 01.09 (Januar 2019) und fiktiver Standortnummer (A0 0101 E1B8) sowie beliebiger Zählnummer (00 F02B C425)

Nachträgliche Ergänzung zu dem benutzten Hexadezimalsystem: Im Hexadezimalsystem werden Zahlen in einem Stellenwertsystem zur Basis 16 dargestellt. Das Hexadezimalsystem besteht aus den Ziffern 0 bis 9 und den Buchstaben A bis F - weiteres zu diesem Zahlensystem finden Sie bei Wikipedia

 

Nachträgliche Ergänzung zur Prüfziffernberechnung: (entnommen den DV-Freimachungsbestimmungen der Post - diese Berechnung dürfte aber nicht nur für die Prüfziffernberechnung bei der Frankier-ID der DV-Freimachung gelten, sondern generell auch bei allen anderen Freimachungen mit der neuen Frankier-ID):

Verfahren, wie die Prüfziffer bei der Frankier-ID berechnet wird
Verfahren, wie die Prüfziffer bei der Frankier-ID berechnet wird

Laut ersten Informationen soll im Datamatrixcode sogar das exakte Kaufdatum verschlüsselt sein. Im unteren mittleren Teil befindet sich die neue Frankier-ID, die Ende letzten Jahres zuerst bei der DV-Freimachung, kurze Zeit später dann bei Frankit und in der Folgezeit nun schrittweise für alle Frankierungsformen mit Datamatrixcode eingeführt wurde (siehe auch philatelie 490 und 489 – März 2018 und April 2018).

Bildschirmkopie mit Informationen zum neuen Frankit-Abdruck von der Webseite der Firma Francotyp-Postalia
Bildschirmkopie mit Informationen zum neuen Frankit-Abdruck von der Webseite der Firma Francotyp-Postalia

Diese 20-stellige Hexadezimalzahl besteht im oberen Teil in der eindeutigen Gerätenummer des Standortes, im unteren Teil in einer neunstelligen fortlaufenden Zählnummer verbunden mit einer Prüfziffer als zehnte Stelle. Beides zusammen ergbit die „Frankier-ID“. Auch diese Daten sind rechts im Datamatrixcode hinterlegt.

 

Jede dieser neuen ATM besitzt also nun einen individuellen Fingerabdruck, wie dies beispielsweise schon mal bei dem Spezialfall der Marke Individuell von der Drogeriekette DM der Fall war (siehe philatelie 435 – September 2013) beziehungsweise in Form von Strichcodes auf der einen oder anderen Marke von Privatpostdienstleistern schon lange zu finden ist.

(Nachträgliche Ergänzung dazu: siehe Beispiel Pin-AG Kleinbogen. Ein weiterer sehr namhafter Privatpostdienstleister, der solche individuellen Sicherheitselemente in Form eines individuellen Strichcodes auf jeder Briefmarke einsetzt, ist die Biberpost aus Magedeburg).

Eine Einzelmarke der Drogeriemarktkette
Eine Einzelmarke der Drogeriemarktkette "dm" noch auf dem Trägerpapier der Rolle mit einem individuellen Internetmarken-Datamatrixcode (hier noch mit Doppelstrich)
Beispiel für einen Privatpostdienstleister mit Briefmarken mit individuellen Barcode als Sicherheitselement - hier die Pin AG - (Scan von pete von philaseiten)
Beispiel für einen Privatpostdienstleister mit Briefmarken mit individuellen Barcode als Sicherheitselement - hier die Pin AG - (Scan von pete von philaseiten)

Diese neuen Automatenmarken sind also jederzeit einem bestimmten Standort zuzuordnen und mit einem nachweisbaren Kaufdatum (Erzeugungsdatum) versehen. Da auf der Quittung und am Automat auf keine beschränkte Frankaturgültigkeit hingewiesen wird, wie dies mittlerweile bei den Internetmarken mit dreijähriger Gültigkeitsfrist in den entsprechenden AGB definiert ist, sind diese neuen Marken überall und unbegrenzt frankaturgültig.

 

Aus Sicht des Autors handelt es sich daher trotz des nun zusätzlich angebrachten zusätzlichen digitalen Frankaturschlüssels um eine neue Hauptnummer bei den Automatenmarken. Es müsste also die zukünftige Michel-Nummer 10 werden. Eine entsprechende Anfrage an Michel wird dieser Tage noch gestellt, sie dürfte aber wegen der Feiertage erst Mitte Januar beantwortet werden.

 

Das die Deutsche Post hier eine neue Briefmarke herausbringt, ohne die Briefmarkensammler rechtzeitig zu informieren, ist natürlich ein starkes Stück. Mal sehen, wie man diese gravierenden internen Abstimmungspannen schön reden will?

 

Eine weitere Besonderheit dieser neuen selbstklebenden Marken ist eine spezielle Sicherheitsstanzung, die dafür sorgt, das man diese Marken nicht abweichen kann. Beim Abweichen besteht die große Gefahr, das die Marken in mehrere Puzzleteile zerfallen. Selbst beim Aufkleben muss man schon aufpassen, das man die Marke ganz aufklebt und das nicht beim Aufkleben schon ein Teil der Marke an anderer Stelle auftaucht.

 

Eine Überprüfung mit der UV-Lampe hat ergeben, das die Marken nur bläulich leuchten (optische Aufheller im Papier) aber keine grüngelbe UV-Reaktion wie die normalen ATM besitzen. Die neuen ATM besitzen auch keine zusätzlichen Sicherheitsmerkmale (Sicherheitsaufdruck) in irgend einer Form. Die Rollengröße der Vordruckrolle soll 2000 Stück enthalten. Da die Marken nicht abgeweicht werden sollen, dürften sie auch keinen speziellen Gummierungsaufbau wie die selbstklebenden Dauermarken und Sondermarken besitzen.

 

 

Die Entwertung der Briefmarken

 

Laut der nachträglichen ersten kurzen Presseinformation würde aufgrund der Kombination von normaler Marke in Verbindung mit einem digitalen Frankierschlüssel auf einen Einsatz eines Erstverwendungsstempels verzichtet. Dies ist natürlich insofern klar, da ein Auslesen des Kaufdatums eindeutig nachweisen würde, das die Briefmarke mit rückdatierten Stempel entwertet worden wäre.

 

Bezüglich der Handhabung der Entwertung der Briefmarken gibt es bisher viele weitere Ungereimtheiten. Echt laufende Briefe und Karten, die in einen Briefkasten eingeworfen werden, werden nicht gestempelt. Scheinbar erfolgt hier nur eine elektronische Entwertung wie bei den Internetmarken.

Ansichtspostkarte aus Köln vor dem Standort Köln Bayenthal in den Briefkasten geworfen – die Karte ist zwar kodiert, aber nicht gestempelt – sie wurde elektronisch entwerte
Ansichtspostkarte aus Köln vor dem Standort Köln Bayenthal in den Briefkasten geworfen – die Karte ist zwar kodiert, aber nicht gestempelt – sie wurde elektronisch entwertet

Handelt es sich aber beispielsweise um eine Mischfrankatur bestehend aus normalen Marken und der neuen Marke, so werden bei einer Großbriefentwertung nur die bisherigen Marken mittels Tintenstrahlentwertung entwertet, die neue ATM bleibt ungestempelt.

Großbrief ((Ausschnitt) mit teilweiser Tintenstrahlentwertung
Großbrief ((Ausschnitt) mit teilweiser Tintenstrahlentwertung

Weiter sind bis auf die Versuchsstandorte alle anderen Annahmestellen der Post nicht über diese neuen unbegrenzt frankaturgültigen Marken informiert worden. Daher werden Sie dort bisher anstandslos mit Tagesstempel gestempelt. Je nach Aufgabeort und Art kann es nun also vorkommen, das die Marken teils nur elektronisch entwertet werden, teils noch klassisch gestempelt werden.

 

Man sieht also zukünftig dieser Marke je nach Aufgabe nicht mehr eindeutig an, ob sie schon benutzt wurde oder ob Sie noch postfrisch ist. Sollte sie sich noch auf dem Trägerpapier befinden, so kann man von postfrischen Marken ausgehen. Sobald diese auf ein Stück Papier geklebt wird, könnte sie gestempelt (elektronisch entwertet) sein, muss es aber nicht. Bedingt durch sehr wenige vorhandene gelaufene Sendungen kann bezüglich der Stempelpraxis aber erst beim nächsten Mal über die tatsächliche Handhabung berichtet werden.

 

 

Der Automat selbst

 

Auf der Rückseite befindet sich links unten ein Typenschild mit der Firmenbezeichnung Andres GmbH aus Niederkassel-Rheidt. Laut deren Webseite handelt es sich hier aber eher um eine Firma die Werbeständer und Einrichtungen für Postbankfililalen geliefert hat. Die Firma dürfte also vermutlich nur die Hülle des Gerätes gebaut haben und der Rest wurde von anderen Firmen oder Subunternehmen zusammen gebaut. Laut Typenschildern soll es sechs Geräte geben. Dies würde bedeuten, das ein sechstes Gerät bei der Post intern zu Testzwecken in Bonn oder in Darmstadt steht. Dies war ja in der Regel auch bei anderen Geräteentwicklungen bisher der Fall und dürfte hier genauso sein.

Standorttabelle mit den Kennungen der einzelnen Standorte
Standorttabelle mit den Kennungen der einzelnen Standorte

Nachträgliche Anmerkung: Im Originalartikel befindet sich bei dieser Tabelle noch ein Druckfehler, der leider nicht mehr rechtzeitig korrigiert werden konnte. Die Kennung des Standortes Köln 60 (Nippes) hat an der 6. Stelle von vorne ein E und kein D, wie irrtümlich erfasst. Ob hier bei der Programmierung der Standortkennungen ein Fehler passiert ist, oder ob dies Absicht ist, konnte bisher nicht ermittelt werden.

 

Zwei Geräte sind bisher noch sehr störanfällig. Der Standort Bonn Bad Godesberg soll bisher keine einzige Quittung abgegeben haben, sofern er teilweise funktioniert hat. Marken hat das Gerät geliefert.

Quittung zu einem Bezahlvorgang, hier dem Kauf eines Tastensatzes vom Standort Bonner Straße 351 in Köln-Bayenthal – es handelt sich hier um den Beleg 42 vom 20. Dezember 2018, gekauft um 11 Uhr 01 am SBTB (Selbstbedienungsterminal) - der obere Teil ist die Quittung, der untere Teil die Daten für den Bezahlvorgang mit Karte
Quittung zu einem Bezahlvorgang, hier dem Kauf eines Tastensatzes vom Standort Bonner Straße 351 in Köln-Bayenthal – es handelt sich hier um den Beleg 42 vom 20. Dezember 2018, gekauft um 11 Uhr 01 am SBTB (Selbstbedienungsterminal Brief) - der obere Teil ist die Quittung, der untere Teil die Daten für den Bezahlvorgang mit Karte

Der Standort Köln (Geibelstraße) war fast die ganze Zeit defekt, er hat zumindest in den ersten zwei Tagen teilweise funktioniert, wie vorliegende Quittungen und ATM belegen.

Einer von zwei bisher bekannten einzigen Tastensätzen vom Standort Köln-Lindenthal (Geibelstr) aus dem Dezember 2018
Einer von zwei bisher bekannten einzigen Tastensätzen vom Standort Köln-Lindenthal (Geibelstr) aus dem Dezember 2018

Die anderen drei Standorte haben mehr oder weniger gut funktioniert, vor allem dank der sehr hilfreichen Mitarbeiter der Filialen vor Ort. Diese haben trotz des Starkverkehrs regelmäßig die Geräte durch ausschalten und erneutes Hochfahren wiederbelebt, so dass Sammler und Händler doch das eine oder andere ziehen konnten. Wären die Mitarbeiter nicht so hilfreich gewesen, wäre die Geräte fast die ganze Zeit defekt gewesen.

 

Die genauen Zahlen der im Dezember an den einzelnen Standorten gezogenen ATM können anhand der vorhandenen Zählnummer dann Anfang Januar eindeutig berechnet werden. Diese Daten werden im nächsten Artikel zu diesem Thema nachgereicht. Nach ersten groben Hochrechnungen dürften aber insgesamt von allen verschiedenen Standorten maximal nur einige tausend Marken gezogen worden sein, die sich dann noch unterschiedlich auf die verschiedenen Wertstufen aufteilen.

 

Nachträgliche Ergänzung: Nur ein Teil der Automaten hat im Januar zeitweilig funktioniert, bis die Anweisung kam, die Geräte still zu legen und abzubauen, um sie technisch zu überarbeiten. Zeitweilig funktioniert haben Anfang Januar die Standorte Brühl, Köln Lindenthal, Köln Bayenthal. Bisher nicht im Betrieb waren die Standorte Köln 60 (Nippes) und Bonn 2 (Bad Godesberg). Am Donnerstag den 10. Januar 2019 wurde als erstes Gerät das von Bonn 2 abgebaut, um es zu überholen. Die anderen 4 Geräte wurden in den folgenden Tagen auch abgebaut. Wann sie wieder aufgestellt werden sollen, ist derzeit (Stand: 17.01.2019) noch nicht bekannt.

Die bisher niedrigste bekannte Nummer von der Geibelstr (Köln-Lindenthal) aus dem Januar 2019
Die bisher niedrigste bekannte Nummer von der Geibelstr (Köln-Lindenthal) aus dem Januar 2019

 

Anbei außerdem mit Datenstand vom 23. Januar 2019 eine aktuelle Tabelle über bisher bekannte Auflagedaten der einzelnen Standorte:

Tabelle mit den gezogenen Automatenmarken am jeweiligen Standort im Dezember 2018 und Januar 2019
Tabelle mit den gezogenen Automatenmarken am jeweiligen Standort im Dezember 2018 und Januar 2019

Diese Tabelle wird gelegentlich ausgetauscht, wenn entsprechende aktualisierte Daten vorliegen - achten Sie bitte hier immer auf den Datenstand der Tabelle - danke.

 

 

Resümee

 

Fest steht aus Sicht des Autors, dass die Deutsche Post hier heimlich eine neue unbegrenzt gültige Briefmarke, die als Hauptnummer im Katalog erfasst werden müsste, herausgegeben hat, ohne vorher die Sammler zu informieren. Scheinbar ist der Sammler für die Postphilatelie nicht mehr interessant! Aufgrund des zusätzlichen digitalen Fingerabdrucks, der über entsprechende Apps einfach auszulesen ist, kann man nachträglich keine weiteren Briefmarken mit dem Kaufdatum 12.18 aus dem Dezember 2018 produzieren und den Sammlern nachreichen, es sei den, man trickst mit fingierten anderen Standorten.

 

Erschreckend ist auch der hier getestete Ansatz, das alle selbstklebende Marken zukünftig eine Sicherheitsstanzung erhalten könnten, die beim Abweichen der Marken dazu führt, das die Briefmarken in Einzelteile zerfallen, um das Wiederverwenden von Postwertzeichen beziehungsweise das im großen Stil betriebene Abwaschen der Tintenstrahlentwertung zu unterbinden. Aus dem Kulturgut „Briefmarke“ würde dann eher ein „Puzzle-Kulturgut“. Ob das Finanzministerium, das für die Herausgabe der normalen selbstklebenden Marken mitverantwortlich ist, damit einverstanden wäre, muss auch noch geklärt werden?

 

Die Geräte waren bisher sehr störanfällig und besitzen scheinbar noch größerere Kinderkrankheiten. Der Kauf wird ja mit dem Zahlungsvorgang beendet und nun kann der Druck der ATM erfolgen. Stürzt dabei das Gerät ab, wie dies in den ersten Tagen schon oft passiert ist, erhält der Kunde noch nicht einmal einen Beleg zu dieser Teiltransaktion, geschweige den eine Info wie bei den Siellaffgeräten, das eine Störung eingetreten ist und das nicht alle Marken herausgekommen sind.

 

Als bisherige Pilotphase wird derzeit laut Presssemitteilung Ende März 2019 angegeben. Ob sich dieses Datum halten lässt, bezweifelt der Autor aufgrund der langjährigen Erfahrung von anderen Piloten speziell im Automatenmarkenbereich.

 

Tritt eine Störung ein, ist bisher auch nicht geklärt, ob hier erst ein speziell geschulter Techniker erscheinen muss, oder ob die Postbankmitarbeiter weiter helfen können. Da die Presssemitteilung am Samstag den 22. Dezember von der Briefmarkenzeitung DBZ online gestellt wurde, dürfte nun der Run auf diese Standorte erfolgen. Hauptkunden dürften daher in nächster Zeit eher Briefmarkenhändler und Sammler sein, als die tatsächliche Zielgruppe, der Ottonormalverbraucher. Diese werden die fünf Standorte belagern und ihr Glück versuchen, vorausgesetzt das sie funktionieren, da die Versandstelle diese Marken ja nicht liefern kann.

 

Es gibt also zu diesen Marken und zum Versuchsverlauf derzeit noch sehr viele Fragen, die offen sind. Daher wird es in einer der nächsten Ausgaben eine Aktualisierung der Faktenlage geben(beispielsweise exakte Zahlen der verkaufte Marken im Dezember 2018 je Standort, nachweisbare Transaktionsvorgänge, tatsächliches Inbetriebnahmedatum und andere Details).

 

Wer sich für ATM interessiert, findet Gleichgesinnte Sammler in der Arge RSV, wer sich eher mit Fragen zu dem Digitalvermerk beschäftigt, ist besser in der Arge Briefpostautomation e.V. aufgehoben, wer schnelle Informationen zu diesem Thema sucht, ist am besten bei dem Internetforum „philaseiten“ aufgehoben.

 

 

Ergänzende Informationen:

 

An dieser Stelle werden schrittweise noch weitere Informationen zu diesem Thema ergänzt, wie beispielsweise die zwei bisher von der Post veröffentlichten Pressemitteilungen oder die Antwort von Michel zur Katalogisierung oder weitere Antworten der Deutschen Post zu diesem Versuch (im Aufbau - Stand: 17.01.2019)

 

Die erste Pressemitteilung der Deutschen Post vom 21. Dezember 2018 an einen kleinen Verteilerkreis:

Die erste Pressemitteilung der Deutschen Post zu diesem Versuch vom 21. Dezember 2018 im vollen Wortlaut
Die erste Pressemitteilung der Deutschen Post zu diesem Versuch vom 21. Dezember 2018 im vollen Wortlaut

Dazu gab es im Anhang zwei Bilder, einmal das weiter oben schon gezeigte vom Automat und eine Mustermarke, die weiter oben auch schon gezeigt wurde.

 

Es folgt die zweite Pressemitteilung der Post mit den Info, der vorläufigen Außerbetriebnahme der Automaten:

 

Die zweite Pressemitteilung der Deutschen Post zu
Die zweite Pressemitteilung der Deutschen Post zu diesem Versuch im Original