20 Jahre Internationale Frachtpoststationen (IFS) der Deutschen Post AG
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 454 - April 2015)
> Weitere Ergänzungen zur jeweiligen Internationalen Frachtpoststation werden zukünftig hier im Anschluß an die jeweilige Station nachgetragen
In der letzten Ausgabe der philatelie (453, März 2015) wurde über die 33 Paketzentren der Deutschen Post AG berichtet. Dort wurden zwar die fünf internationalen Frachtpoststationen (IFS) erwähnt, die einigen Paketzentren angegliedert sind, aus Platzgründen konnten aber keine weiteren Details erläutert werden. In diesem Artikel soll nun die Funktion dieser IFS ausführlich erläutert und die teils sehr interessanten aber dürftigen Spuren aus philatelistischer und postgeschichtlicher Sicht vorgestellt werden.
Einführung
Für den Postverkehr mit dem Ausland gibt es in jedem Land entsprechende Auswechslungspostämter. Diese bearbeiten je nach Konzept des jeweiligen Absendelandes Teile (nur Brief oder auch Pakete) oder das gesamte Inlandsvolumen, das ins Ausland geschickt werden soll je nach Vorgaben des Empfängerlandes auf. Dazu werden laut Weltpostvertrag entsprechende Kartenschlüsse gefertigt. Diese Kartenschlüsse dienen der Abrechnung der Postverwaltungen untereinander - je nach internationalen Verträgen. Der Grundvertrag ist der Weltpostvertrag. Es gibt aber auch ergänzende Verträge, wie beispielsweise den REIMS-Vertrag. Hier wird mit vielen Ländern in Europa nicht nach UPU-Vertragsangaben abgerechnet, sondern deutlich besser mit bis zu 80 Prozent der Endvergütung. Wichtige Zusatzkriterien sind dabei beispielsweise die zertifizierte Laufzeit zwischen diesen Ländern. Dieser REIMS-Vertag soll das sogenannte Remailing verhindern beziehungsweise deutlich reduzieren. Beim Remailing wird die Differenz zwischen verschiedenen Postunternehmen (Ländern) vom Kunden geschickt ausgenutzt, um Porto zu sparen. Dies gab es ja beispielsweise auch zur Wendezeit in Deutschland selbst, wo es für Berliner Firmen günstiger war, die Post im Ost- statt im Westteil von Berlin aufzugeben.
Im Rahmen der Umstrukturierung auf die 33 Paketzentren der deutschen Post AG wurden in diesem Zusammenhang die Auswechslungspostämter für Pakete von vorher 25 auf fünf deutlich zentralisiert, damit die über 20 Millionen Pakete und Päckchen ins Ausland schneller ihr Ziel erreichen. Dies führte dazu, das Pakete ins Ausland statt vorher bis zu neunmal nur noch zweimal umgeschlagen werden müssen. Das spart Kosten und verbessert die Laufzeit. Es gibt dazu drei Optionen, das billigste ist das „See-Paket“, daß in 47 ausgesuchte Überseeländer möglich ist (Stand 1995). Das „Economy-Paket“ wird in Europa auf dem Landweg und nach Übersee auf einem kombinierten Land-Luftpost-Weg befördert. Das „Premium-Paket“ wird auf dem schnellsten Weg in der Regel mit Luftpost befördert.
Dazu wurden fünf dieser Paketzentren durch eine internationale Frachtpoststation (IFS) als Auswechslungspostämter für Pakete ergänzt (Hannover, Köln, Radefeld (Leipzig), Feucht (Nürnberg) und Speyer). In ihnen wird die gesamte Frachtpost (Päckchen und Pakete) bearbeitet, die auf dem Landweg in das europäische Ausland versandt wird (beziehungsweise von dort kommt). Jede dieser Internationalen Frachtpoststationen kann so die Verteil- und Sortiertechnik mitbenutzen. Die jeweiligen Standorte wurden möglichst grenznah gewählt.
In jeder Frachtpoststation werden bestimmte Sendungsströme bearbeitet, da dieser bestimmte Länder-Regionen zugeordnet sind. So ist die IFS Feucht (Nürnberg) für den Paketverkehr mit Südosteuropa, Hannover für Skandinavien, Köln für Nordwesteuropa, Speyer für Südosteuropa und Radefeld (Leipzig) für Osteuropa zuständig. Da es sich um grenzüberschreitenden Postverkehr handelt, gibt es in den jeweiligen IFS auch entsprechende Postzolldienststellen. Für die Bestätigung der Listen der Kartenschlüsse und im Bereich der Postverzollung wurden zumindest in den ersten Jahren für die Bearbeitung auch Poststempel benötigt. Eine Entwertung von Briefmarken war und ist an diesem Stellen nicht vorgesehen, es handelt sich hier um reine Innendienststempel, daher sind diese so selten nachweisbar. Es gibt aber auch vielfältige Label, Postaufkleber, Zollstempel oder Aufkleber, die auf diese speziellen Standorte hinweisen. Es folgen nun zu jedem der fünf Standorte separate Abschnitte mit der Vorstellung sehr seltener Tagesstempel und anderer postgeschichtlichen Spuren.
IFS Radefeld (Lepzig)
Die IFS Radefeld ist für abgehende und ankommende Post aus Osteuropa zuständig. Es liegt eine Stempelsammlung vor, die von einer Presseanfrage vom Jahr 1998 stammt. Nach dieser Angabe gab es in der IFS Radefeld mindestens sieben verschiedene Tagesstempel mit der Beschriftung „IFS Leipzig“ und der PLZ 04509 sowie den Unterscheidungsbuchstaben „a, b, c, d, e, f und g“.
Ein Teil (UB „a, c, d“) lässt sich zumindest auf Innendienstumschlägen und Ladepapieren teils bis zum Jahr 2002 nachweisen.
Weiter gibt es mindestens zwei weitere Stempel in ähnlicher Form, nur mit anderer Beschriftung „IFS Radefeld“. Bekannt sind hier zumindest die Unterscheidungsbuchstaben „e und f“ - nachweisbar auf einer Dienstganzsache aus dem Jahr 2001.
Vermutlich gab es an Tagesstempeln mit der Beschriftung „IFS Radefeld“ auch noch weitere, dies ist aber derzeit noch nicht beweisbar. Weshalb es hier scheinbar zwei fast gleichlautende Stempelsätze gab und für welche Funktion sie gedacht waren oder tatsächlich benutzt wurden, ist bisher unbekannt. Gummistempel in grün vom dortigen Postzollamt sind nicht bekannt, aber entsprechende grüne Aufkleber. Viele weitere Fakten sind zu diesem Standort leider nicht bekannt, es besteht noch viel Forschungsbedarf.
Nachtrag / Ergänzungen zur IFS Radefeld:
IFS Feucht (Nürnberg)
Die IFS Feucht ist für grenzüberschreitenden Paketverkehr für Südosteuropa (Österreich, Italien, Slowenien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn) zuständig. Aus der selben Zeit (1998) wie von Leipzig liegt eine Presseauskunft der deutschen Post vor. Laut diesen Angaben gab zwar anfangs einen Tagesstempel „IFS Feucht“ mit der PLZ 90537 und den Unterscheidungsbuchstaben „b“, dieser soll aber angeblich seit 2 Jahren (also seit 1996) nicht mehr benutzt worden sein.
Dies widerspricht aber einem Postdokument, auf dem der Stempel nachweislich noch am 1. März 1997 abgeschlagen wurde. Es geht in diesem Fall um ein Paket aus Österreich (Gmünd) vom 24. Februar 1997 (laut Paketkarte) nach Deutschland, daß nicht zustellbar war. Die Kosten nach Deutschland betrugen 150 Schilling.
Da bei Paketen dann für eine Rücksendung nach entsprechender Vorausverfügung Entgelte anfallen, wurde im IFS Feucht ein Formular CP 77 ausgedruckt mit den Rücksendekosten in Höhe von 2,50 DTS (DTS ist eine postalisch internationale Verrechnungseinheit) und mit dem Tagesstempel IFS Feucht 90537 am 1. März 1997 gestempelt.
Diese DTS wurden am 3. März 1997 im Auswechslungspostamt Salzburg in Österreichische Schilling umgerechnet.
Der österreichische Absender mußte für die Rücksendung 128 Schilling Rücksendekosten zahlen, also fast noch einmal die selben Portokosten wir für den Versand zum Kunden. Wer kennt hier weitere solcher Belege nicht nur von der IFS Feucht? Laut Presseangabe von damals sollte 1998 schon ein Rechteckstempel als Tagesstempelersatz benutzt worden sein. Die Beschriftung lautet hier: „Deutsche Post AG, NL Internationale Post 2, IFS Feucht, aktuelles Datum, 90492 Nürnberg“. Wenn man die Abläufe kennt, dann dürfte ein einziger Tagesstempel in diesem Bereich etwas wenig sein. Es gab hier vermutlich weitere, aber dies ist bisher nicht belegbar.
Bezüglich grüner Zollstempel und Zollaufkleber liegen dem Autor leider keine Unterlagen vor. Es dürfte hier aber bestimmt auch einiges geben oder gegeben haben, bitte melden Sie entsprechende Fälle – danke.
Nachtrag / Ergänzungen zur IFS Feucht:
IFS Speyer
Die IFS Speyer ist in diesem Konzept für Südosteuropa (Schweiz, Frankreich, Iberische Halbinsel) zuständig. Zusätzlich zu dieser Aufgabe wird hier noch die eingehende Feldpost der Bundeswehr zollamtlich überprüft, obwohl die Soldaten portotechnisch nur Inlandsentgelte zahlen.
Im Vergleich zu den anderen vier Auswechslungspostämtern wurden mit Inbetriebnahme der IFS Speyer scheinbar keine neuen Poststempel mit der Ortsangabe „IFS Speyer“ angeschafft. Man benutzte hier mindestens einen normalen Tagesstempel 67346 Speyer 1 mit dem Unterscheidungsbuchstaben „i“ für interne Zwecke im Zollbereich und oder bezüglich der Ladepapiere oder für Pakete, die nicht zustellbar waren. Ein weiterer Stempel mit dem Unterscheidungsbuchstaben „p“ wurde bei einer Besichtigung im Jahre 1999 entdeckt.
Aus dem Zollbereich ist mindestens eine Form eines grünen Rechteckstempels bekannt mit der Beschriftung „Von zollamtlicher Behandlung befreit / Postverzollungsstelle / 67346 Speyer“.
Weiter existieren mindestens zwei verschiedene grüne Zollaufkleber. Bedingt durch eine Umorganisation im Zollbereich lautete anfangs der Text: „„Zollamtlich abgefertigt / HZA Ludwigshafen / - Zollamt Germersheim - / Abfertigungsstelle IFS Speyer“. Irgendwann nach 1999 änderte sich die Zuständigkeit des Hauptzollamtes, nun ist das Hauptzollamt Saarbrücken zuständig. Daher gibt es geänderte grüne Zollaufkleber die bis auf die Bezeichnung „HZA Saarbrücken“ identisch sind.
Benutzt wurden dort und vermutlich auch an den anderen Standorten für einzuziehende Zollentgelte unterschiedliche Postaufkleber in grün und gelb (noch mit DM-Angaben) später nur noch in grün mit Euroangaben.
Da Pakete in der Regel auf Rollbehältern befördert werden, gibt es für diese entsprechende Vorsteckzettel in gedruckter Form in unterschiedlichen Varianten. Da diese Rollbehälter vereinzelt auch mal an einem größeren Postamt auftauchen, kann man dort nicht entfernte Vorsteckzettel finden, die beispielsweise auf eine IFS hinweisen.
Weitere Spuren sind entsprechende Beutelfahnen, die man vereinzelt bei einer Besichtigung bekommen kann.
Nachtrag / Ergänzungen zur IFS Speyer:
IFS Köln
Von der IFS Köln, die für Nordwesteuropa (Großbritannien, Irland, Benelux) zuständig ist, gibt es extrem wenig Spuren. Laut der damaligen Presseanfrage (1998) gab es zumindest einen Tagesstempel „IFS Köln“ mit der PLZ 50997 und den Unterscheidungsbuchstaben „aw“. Für was er benutzt wurde und wie lange oder ob es weitere Stempel gab oder noch gibt, ist derzeit leider nichts bekannt.
Vergleicht man den Standort Köln aber mit den anderen, so dürften hier weitere Tagesstempel existiert haben oder noch existieren. Bekannt ist außerdem ein Gummistempel in runder Form mit der Angabe „Deutsche Post AG IFS Köln Niederlassung IP 2“. Bezüglich grüner Zollstempel und oder grüner Zollaufkleber ist dem Autor leider nichts bekannt.
Nachtrag / Ergänzungen zur IFS Köln:
IFS Hannover
Am wenigsten Spuren gibt es von der IFS Hannover, die für den Bereich Skandinavien zuständig war. Denn 2003 wurde diese Frachtpoststation aufgelöst und nach Hamburg verlagert ob als IFS Hamburg oder ob sie in die internationale Seepoststation (ISPS) integriert wurde, ist bisher noch nicht klar. Laut der damaligen Presseanfrage von 1998 gab es zumindest vier unterschiedliche Stempel von Hannover. Ein Tagesstempel mit der Inschrift „IFS Hannover“ und der PLZ 30559 und den Unterscheidungsbuchstaben „a“, einen runden Gummistempel wie bei Köln nur mit etwas anderen Text, einen normalen Absenderstempel „Deutsche Post AG / Niederlassung Internationale Post / IFS – Hannover / Kleiner Holzhägen 2 / 30559 Hannover und einen Eingangs-Rechteckstempel mit Beschriftung „IFS Hannover“ und Eing. mit Datum.
Bezüglich der Postverzollung ist mindestens ein grüner Handstempel von der IFS bekannt.
Nachtrag / Ergänzungen zur IFS Hannover:
Resümee
Da es sich bei den postgeschichtlichen Spuren oft um größerformatige Adressausschnitte oder sogar nur um Postformulare unterschiedlicher Art handelte, wurden diese leider oft nicht beachtet und weggeworfen. Die Faktenlage zu den einzelnen Frachtpoststationen ist daher teils extrem dünn. Beispielsweise haben die aktiven Heimatsammler aus Köln die Entwicklung ihres IFS Köln nicht verfolgt und können daher nichts oder fast gar nichts zur Aufklärung beitragen. Zufallsfunde, wie die des Beleges aus Nürnberg sind trotz ihres scheinbar relativ harmlosen Aussehens als extrem seltene Raritäten zu betrachten.
Gesucht werden hier natürlich weitere Dokumente dieser Art auch von den anderen Standorten. Aus diesem Grunde ergeht ein Aufruf an alle Leser mit Scans oder Fotokopien von Belegen wie beispielsweise Paketkarten aus dem Ausland, die an diesen fünf Auswechslungsstellen der Deutschen Post AG nachbearbeitet wurden, bezüglich der Forschung weiterzuhelfen und so doch noch das eine oder andere zu dieser sehr interessanten Materie zusammen zutragen können.