Die Packstation startet durch
(erschienen in philatelie 329 - November 2004)
> Link zu wikipedia mit Infos über die Packstation
> Link zur Seite von DHL zur Packstation
> Link zum kleinen Bruder der Packstation - der Paketbox
Im November 2001 begann zunächst in Mainz und Dortmund ein kleiner Versuch mit insgesamt 15 Geräten von zwei verschiedenen Herstellern. Nach einer erweiterten Versuchsphase ab Herbst 2002 mit 60 Geräten im Rhein-Main-Gebiet wurde seit Sommer 2004 startend in Köln dieses System weiter ausgebaut. Seit dem ersten Bericht über die Packstation in philatelie 312, Seite 25 im Juni 2003 hat sich etliches geändert und viele wichtige Optionen sind hinzugekommen. Selbst die private Konkurrenz von DHL (die Abkürzung der drei Firmengründer Dalsy, Hillblom und Lynn), die Firma Hermes, plant mittlerweile ähnliche Systeme (Parceldepot) aufzustellen. Aus diesem Grund zeigt dieser ergänzende Beitrag die neuen Modifikationen auf.
Rückblick
Im Jahr 1967 begannen erste Überlegungen zu Selbstbedienungsautomaten für Pakete in der DDR. Ein erster Schritt war eine Teil-Selbstbedienung, die am 16. Mai 1968 im Postamt 1092 Berlin begann. Schon nach kurzer Zeit wurde dieser Versuch zum 31. Oktober 1968 beendet. Im Herbst 1969 begann die zweite Phase dieses Versuches mit der Teil-Selbstbedienung, beginnend in Halberstadt am 27. Oktober 1969. Parallel dazu wurde der erste mechanische Selbstbedienungsautomat für die Paketannahme entwickelt und erstmals am 16. August 1971 im Postamt Bitterfeld eingesetzt. Weitere Automaten folgten.
Nach den derzeitigen Erkenntnissen sollen diese Geräte bis zum Ende der verschiedenen Selbstbedienungsgeräte in der DDR, also bis maximal 30. Juni 1990, im Einsatz gewesen sein. Viele weitere Detaila zu diesem Bericht findet man in Heft 9 der Arbeitsgemeinschaft DDR-Spezial vom Autor Willi Melz.
Zur Abholung von Paketen gab es auch schon zu DDR-Zeiten ein weiteres System, sogenannte Paketzustellfächer. Geplant waren diese anfangs für das flache Land direkt neben den Briefkasten ähnlich wie auch beispielsweise in Amerika an der zum Grundstück vorbeiführenden Straße. Heute gibt es so etwas ähnliches wieder als sogenannten Landbriefkasten von der Deutschen Post AG, um die entsprechende Wegeleistung von der Straße direkt zum Haus des Kunden auf dem entfernt liegenden Grundstück einzusparen.
In der DDR wurden die Paketzustellfächer allerdings dann ab Mitte 1960 in den Städten an zentralen Stellen aufgestellt. Da man nun den passenden Schlüssel nicht mehr einfach nebenan in den zugehörigen Briefkasten einwerfen konnte, benötigte man entsprechende Postsache-Umschläge, in die der Schlüssel eingelegt und über den Briefträger dem Kunden zugestellt wurde.
Der Kunde konnte nun das Paket aus der entsprechenden Anlage holen und deponierte den Umschlag danach im geleerten Fach. Alternativ gab es auch in einigen Orten spezielle universelle Benachrichtigungsformulare, auf denen auch ein Feld zum Ankreuzen für einen abzuholenden Schlüssel für das Paketzustellfach vorhanden war.
Die Paketzustellfächer existierten ebenfalls bis zum Ende der DDR 1990. Die beiden Grundfunktionen, die Annahme von Paketen und die Abholung, erledigt die heutige Packstation natürlich auch. Aufbauend auf der heutigen modernen Technik kann sie aber noch viel mehr.
Die Entwicklung von Paketannahmeautomaten bei der Bundespost begann vergleichsweise erst viel später, genauer gesagt, sie begann erst lange nach der Wiedervereinigung im Jahr 2001 mit einem Test von Paketannahmegeräten des dänischen Herstellers Crisplant.
Angenommen wurden freigemachte Pakete, unfreie Pakete, Pluspäckchen (?), Retourenpakete und Freeway-Pakete. Dieser Versuch wurde genauso still und heimlich im Frühjahr 2002 beendet, wie er im Herbst 2001 begonnen hatte. Die Geräte waren sehr störanfällig. Zum einen wurden speziell für die Pakete besondere Paketformulare benötigt, zum anderen funktionierte vor allem der eingebaute Scanner für das Lesen der Strichcodees nur mangelhaft. Echt gelaufene Pakete aus dieser Phase dürften sehr selten sein.
Noch seltener sind dazugehörige Quittungen und besonders selten sind Belege aus der kurzen Europhase seit dem 1. Januar 2002.
Ein vergleichbares Gerät der Firma Prokent aus Thüringen wurde zwar auf der Postexpo 2002 in Köln erstmals vorgestellt, kam aber nie zum Einsatz, da die Firma später von Wincor Nixdorf aufgekauft wurde.
Im April 2002 begann ein weiterer Versuch mit einem sogenannten Postdienstleistungsautomaten (PDL-Automat) von Samkyung, der unter anderem Pakete annahm.
Auch hier bestand die Möglichkeit, freigemachte Pakete, unfreie Pakete, Retourenpakete, Freeway-Pakete und Pluspäckchen aufzuliefern. Auch hier lief der Versuch mehr still und heimlich im Laufe des Jahres 2003 aus. Das letzte funktionsfähige Gerät stand bis zum 4. November 2003 vor dem Posttower in Bonn.
Ein zweiter Hersteller (Wincor Nixdorf) hat einen vergleichbaren Postdienstleistungsautomat mit Brief- und Paketannahmefunktionen entwickelt und auf der Postexpo 2003 in Brüssel vorgestellt. Es liegt auch eine zuverlässige Information vor, das dieses Gerät bei der Post intern getestet wird, eine Pilotierung ist zum gegegnwärtigen Stand der Dinge aber nicht absehbar. Wie in der Einleitung schon erwähnt, begann aber schon wenige Monate vor dem ersten Einsatz eines PDL-Automaten fast gleichzeitig mit dem kurzen Versuch des dänischen Paketaufgabesystems Ende 2001 der Versuch mit den ersten Packstationen, die zu diesem Zeitpunkt nur für die Abholung nutzbar waren.
Die Annahme von Sendungen erfolgte erstmals ab dem 1. Oktober 2002 für Retourenpakete. Ab diesem Zeitpunkt konnte der registierte Nutzer also nicht nur Pakete abholen, sondern auch aufliefern.
Schrittweise wurden diese Packstationen nun weiterentwickelt, beispielsweise konnte man ab Ende 2002 auch Freeway-Pakete aufliefern.
Während die erste Generation nur 50 Fächer besaß, hat die dritte und derzeit neueste Generation 70 Fächer. Das israelische Modell von der Firma eShip-4u mit einer Art Paternoster-System wurde zwar abgebaut und durch Modelle des Testsiegers, der Firma Keba aus Österreich, ersetzt. Im Auftrag der Post wurde aber doch wieder eine modifizierte Variante des Paternoster-Systems in runder Form entwickelt, die mittlerweile in Köln und anderen Orten im Einsatz ist.
Der Automat steht dem Kunden 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Dadurch ist der Kunde zeitlich fexlibel, da er sein Paket abholen oder einliefern kann, wann es in seinen persönlichen Zeitplan passt. Standorte sind beispielsweise Tankstellen, Supermärkte, Bahnhöfe oder Postfilialen. Benutzen können es vor allem registrierte Kunden, die dann per SMS oder per eMail benachrichtigt werden, wenn ein Paket abgeholt werden kann. In der Anfangszeit bis Mitte 2004 bedeutete dies aber auch, dass dann automatisch alle geeigneten Pakete automatisch an die Packstation umgeleitet wurden. Dies wurde nun in den Geschäftsbedingungen geändert. Nur noch direkt an die Packstation adressierte Pakete werden eingelegt und elektronisch benachrichtigt. Nachdem nun auch der Test mit den grünen Abholkarten in Mainz (Start Herbst 2003) erfolgreich war, wird dieser Teil auch bundesweit seit dem Sommer 2004 genutzt.
Was hat es nun mit diesen grünen Paketabholkarten auf sich? Jeden Morgen wird per Computer eine Analyse vorgenommen, wie viele Fächer in der Packstation des entsprechenden Zustellbezirkes frei sind. Nach Abzug einer Reserve für neueinzulegende Sendungen werden diese Fächer dem jeweiligen Zusteller frei gegeben. Ist nun ein Kunde nicht zu Hause, kann der Paketzusteller das Paket statt an die nächstgelegene Postfiliale weiterzuleiten (rote Paketabholkarte), es mit einer neuen grünen Paketabholkarte in die Packstation umleiten.
Dazu wird ein abziehbarer Strichcode auf die einzulegende Sendung geklebt und die grüne Doppelkarte wird dem Kunden in den Briefkasten geworfen.
Kommt der Empfänger abends nach Hause, kann er unabhängig von der Öffnungszeit der nächstgelegenen Postfiliale sein Paket an der genannten Packstation abholen, ohne als Kunde dort im System gemeldet zu sein.
An der Packstation gibt es einen zweiten Knopf mit Paketabholung. Anschließend muss der zweite identische Strichcode auf der grünen Karte vor den Scanner gehalten werden. Danach tippt man auf dem Tochsreenmonitor seinen Namen ein und unterschreibt mit der Fingerspitze. Anschließen erhält man das entsprechende Paket oder Päckchen.
Sollte es sich um eine Nachnahme handeln, könnte man per Geldkarte oder EC-Karte zahlen. Alternativ kann man aber auch eine Zweitzustellung oder eine weitere Umleitung zum Postamt veranlassen.
Ziel dieser Maßnahme ist es, den Kunden das System Packstation näher zu bringen und zu hoffen, dass ein weiterer Nutzer sich registieren lässt. Die erste Version dieser grünen Karten aus Mainz wurde noch einmal im Layout für die bundesweite Umsetzung modifiziert.
Deutlichster Unterschied dieser neuen Version ist die Adressinformation der Packstation auf der Antwortseite.
Es kann hier also jeden treffen, der in einem Zustellbezirk einer Packstation wohnt. Da ja nicht nur Pakete und Päckchen, sondern beispielsweise auch Büchersendungen oder Warensendungen, per Paketzusteller ausgeliefert werden, wird man auf der einen oder anderen mit Briefmarken frankierten Sendung zukünftig zusätzlich ein grünes Strichcodelabel finden können.
Nachtrag nach Erscheinen dieses Artikels : Es folgt noch eine weitere grüne Benachrichtigungskarte mit deutlich geänderten Layout kurz vor ihrer Abschaffung (wer kennt weitere Hauptvarianten dieser Karten ? - ich bitte diesbezüglich um Meldungen - danke)
Mit leichter Verzögerung zum angekündigten Termin wird nun an den neuen Packstationen der dritten Generation eine weitere interessante Option für registrierte Kunden angeboten; der Kauf einer Freeway-Marke Deutschland per Geldkarte oder EC-Karte. Nach dem Anmelden des Packstationsbenutzers kommt nun also noch die Wahlmöglichkeit zum Kauf einer Freeway-Marke dazu. Aufgespielt wurde die entsprechende Software am 3. August 2004, nachweisbar funktioniert hat nach dem bisherigen Stand der Kauf einer Freeway-Marke per Geldkarte erstmals am 10. August 2004.
Entscheidet man sich für den Kauf einer Freeway-Marke, hat man nun die Wahl zwischen 5 kg, 10 kg und 20 kg. Eine weitere Option ist es die Absendedaten zu übernehmen und gleich mit auf diese Freeway-Marke drucken zu lassen oder diese Daten zu ändern oder zu löschen. Ähnlich verhält es sich mit einer Empfängeradresse, die man über den Touchsreen-Monitor eingeben kann. Nach dem Bezahlen per Karte, wird die gewünschte Freeway-Marke gedruckt und man erhält auf dem selben Papier eine Quittung. Anschließend könnte man beispielsweise das mitgebrachte Paket umgehend mittels dieser Marke freimachen und gleich einliefern. Dafür bekommt man natürlich einen Einlieferungsschein auf dem selben Papier.
Das erste Papier, war normalerweise nicht benutzt werden sollte, verfügt nur über fünf gelbe eingedruckte Linien. Der Rest, egal ob Quittung, Freeway-Marke oder Einlieferungsbescheinigung, wird per Thermodruck ergänzt.
Da dieses Papier fälschungsgefährdet war, enthält das derzeit aktuelle Papier einen zusätzlichen bräunlich-orangefarbenen Streifen. Bei der nächsten Charge sollen zusätzlich noch die gelben Linien unterbrochen werden, um weitere Sicherheit zu bieten.
Sicher wird sich nun so mancher Leser fragen, wie wird denn die ordentliche Frankierung beispielsweise bis 10 kg überprüft, da man ja keine Waage hat. Der Zusteller, der auch die eingelieferten Pakete mitnimmt, prüft zwar nicht exakt auf das Gramm, - sollte das besagte Paket aber erfahrungsgemäß deutlich schwerer sein als 10 kg, bleibt es in der Packstation und der Kunde wird benachrichtigt. Er muss nun neu frankieren, damit das Paket auf die Reise gehen kann. Die schon verklebte Marke wird später zurück erstattet. Dieses Verfahren hat sich bisher schon bewährt, denn die Analysen der bisher eingelieferten Pakete bezüglich einer absichtlichen Falschfrankierung lagen im Promilebereich. Einen weiteren Haken hat die Sache aber doch: die an der Packstation gekauften Freeway-Marken sind nur an einer Packstation auflieferbar, man kann diese nicht am Schalter bei einem abzusendenen Paket benutzen.
Postgeschichtliche Spuren
Nicht nur die erwähnte grünen Doppelkarte und Freeway-Marke aus dem Automaten lassen sich nachweisen, es gibt auch viele weitere postalische Spuren zu finden.
Eine der ältesten Spuren ist eine geänderte rote Karte, die als Postwurfsendung an alle Mainzer Haushalte ging und auf die neuen Packstationen im Jahr 2002 hinwies. Vermutlich gab es so etwas auch in Dortmund - wer kann hier weiterhelfen ?
Da diese roten abgeänderten Karten für einige Irritationen sorgten, hat man die Werbestrategie geändert. Beispielsweise werden Postwurfsendungen mit entsprechenden ergänzenden Infos verschickt oder es werden Portocards und anderes Werbematerial verteilt.
Philatelistissch besonders interessant ist ein Gummistempel für Einschreiben, adressiert an einer Packstation. Da dies laut den entsprechenden Geschäftsbedingungen nicht möglich ist, wurde für solche Fälle ein entsprechender Stempel in den zuständigen Briefzentren angeschafft.
Nachtrag zum Artikel: Interessant sind weiter spezielle postalische Aufkleber, die explizit auf die Packstation hinweisen wie folgendes Beispiel zeigt.
Weitere interessante postgeschichtliche Spuren liefern beispielsweise aber auch die Umschläge, in denen den Kunden zeitweilig die Goldcard für die Packstation und weitere Anmeldeinfos wie Stadtpläne und oder Pin zugeschickt wurden, wie beispielhaft die vier folgenden Einschreibbriefe bis 2004 zeigen:
Ausblick
Nicht nur der große und professionelle Aufwand den die Deutsche Post, genauer gesagt DHL, betreibt, wird dazu beitragen, dass die Packstationen Schritt für Schritt ihren Weg bis auf Land finden werden und bald so häufig sein werden wie ein Münzwertzeichendrucker. Selbst die schon eingangs erwähnte private Konkurrenz (Hermes-Versand) plant für Ende diesen Jahres die ersten zehn vergleichbaren Geräte voraussichtlich in Hamburg oder Düsseldorf zu testen (Wirtschaftswoche 31 vom 22. Juni 2004). Der Hersteller wird hier die Firma Siemens sein, die dazu bereits die israelische Startup-Firma eShip-4u im März 2004 aufgekauft hat. Diese hatte die Software für die Abholautomaten entwickelt, die zur Zeit auch in Amerika beim Postkonkurrenten FedEx getestet wird.
Dies zeigt, dass dieses Gerätesystem mit den Hauptkomponenten "Abholen" und "Abgeben" seinen Siegeszug in den Industrieländern antreten wird. Es wird nach Auffassung des Autors nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in Europa weitere Postverwaltungen und oder Logistikunternehmen folgen. In Deutschland gibt es sogar schon drei sogenannte Inhouse-Packstationen: bei der Postbank, bei SAP und der Zentrale der Post. Hier muss die Hauspost der jeweiligen Firma nicht mehr durch die Gebäude rennen und versuchen, das Paket zuzustellen, der Mitarbeiter bekommt eine eMail oder SMS und holt sich seine Bestellung bei der firmeneigenen Packstation selbst ab.
Literatur
Melz, Willi: Selbstbedienung im Annahmedienst der Deutschen Post (DDR), Heft 9 der Schriftenreihe zum Sammelgebiet DDR, Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft DDR-Spezial - bestellbar über die Arge DDR Spezial
Arbeitsgemeinschaften: Leser, die sich speziell für die Packstation oder generell für Postautomation interessieren, mailen bitte ihr Interesse dem Rundbriefredakteur Heinz Friedberg der Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e.V. - Mailadresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Diejenigen, die sich eher für den klassischen Teil der Selbstbedienungsautomaten der DDR interessieren, können sich an den Vorsitzenden der ArGe DDR-Spezial wenden (siehe meine Linkliste)