Erweiterung Markttest „Prio““
(Vorabveröffentlichung: erscheint in philatelie 483 - September 2017)
In der Aprilausgabe 2017 der philatelie wurde über einen Start des Markttests „Prio“ der deutschen Post AG berichtet. Am 1. Februar startete dieser Test für die Versendungsformen Postkarte, Standardbrief und Kompaktbrief. Schon damals gab es unbestätigte Aussagen, das dieser Versuch zum 1. Juli 2017 auf die weiteren Briefbasisprodukte Großbrief und Maxibrief ausgeweitet werden sollte. Erst vier Tage vor diesem Datum wurde diese Aussage durch ein neues Beiblatt für das Entgeltheft vom 1. Januar 2017 bestätigt. Weitere Informationen drangen in den folgenden drei Wochen nur schrittweise ans Licht. In dem folgenden Artikel sollen nun diese neuen Fakten vorgestellt werden. Zum 1. August 2017 soll es noch eine weitere Ergänzung im Bereich Internetmarken in Verbindung mit der Zusatzleistung Prio geben. Darüber wird in der folgenden Ausgabe berichtet werden.
Die zeitlichen Abläufe im Juli 2017
Der 1. Juli 2017 war diesmal ein Samstag. Man konnte wie im neuen Beiblatt mit Stand 1. Juli 2017 für das Serviceheft Entgeltinformationen mit Stand 1. Januar 2017 angeben, nun auch Großbriefe oder Maxibriefe mit der Zusatzleistung Prio aufgeben. Somit gibt es nun zwei weitere neue Portostufen für Briefmarkensammler (2,35 und 3,50 Euro). Freimachungsoptionen waren wie zum Start, die selben Optionen (Briefmarken, Digitalmarke, Internetmarke oder Absenderfreistempel). Die Kennzeichnung Prio erfolgte weiterhin über das bekannte Priolabel, das keine Wertfunktion hat, aber nur am Schalter für 90 Cent erhältlich ist.
Nachträgliche Anmerkung: Wie im Folgeartikel auch zu lesen sein wird, gibt es aber noch eine weitere Portostufe - den Maxibrief Plus (so wie er früher mal hieß), also einen Maxibrief, der die Höchstmaße oder das Höchstgewicht von 1000 Gramm überschreitet, kostet ja derzeit ein zusätzliches Entgelt in Höhe von 2,20 Euro also 2,60 Maxibrief + Zusatzentgelt 2,20 Euro für Überschreitung Höchstmaß + Briefzusatzleistung Prio 0,90 Euro = 5,70 Euro Gesamtentgelt.
Laut Aussagen von Postmitarbeitern sollten laut entsprechenden Anweisungen auch die Schalterlabel (Digitalmarken) in Kombination mit dem Priolabel gültig werden beziehungsweise integriert werden. Dies war aber am Samstag den 1. Juli noch nicht der Fall. Durch Zufall erfuhr der Autor, das am Montag den 3. Juli nur im Postamt neben dem Posttower, der erste Schalter in Deutschland zu Versuchszwecken bezüglich der Digitalmarkenintegration freigeschaltet werden sollte. Ein Bekannter fuhr dort hin und konnte dort tatsächlich nur an einem der drei Schalter erstmals diese integrierten Digitalmarken-Priolabel kaufen.
Im Laufe der Woche wurden bis zum 7. Juli in zwei weiteren Schritten die anderen zwei Schalter dieses Postamtes schrittweise für Testzwecke freigeschaltet. Bei allen anderen Postämtern in Deutschland konnte man weiter nur so die Sendungen bearbeiten, wie bisher.
Erst mit einem Softwareupdate für ZORA (Zukunftsorientierte Retail Anwendung) sollten dann im Laufe des Monats Juli auch alle anderen Schalter diesbezüglich freigeschaltet werden, wann genau, konnte niemand beantworten. Laut Aussagen von Postmitarbeitern und Sammlern soll dieses Update der Schaltersoftware dann beginnend ab Freitag den 14. Juli schrittweise auf alle anderen Postschalter aufgespielt worden sein. Am Dienstag den 18. Juli konnte der Autor in Kelkheim alles erfolgreich testen.
Bezüglich der Integration der Zusatzleistung Prio in Kombination mit der Internetmarke gab es zu diesem Zeitpunkt weitere schwammige Aussagen. Laut diesen hieß es dort „In Kürze soll ...“. Was unter dem Zeitraum „In Kürze“ zu verstehen war, konnte dann in der folgenden Woche langsam geklärt werden. Nun soll zum 1. August die weitere Ergänzung und Integration der Zusatzleistung Prio im Bereich der Internetmarke stattfinden. Gleichzeitig soll es dann auch entsprechende Produktmarken „Prio“ über die e-Filiale geben. Man kann dann laut ersten Aussagen diese Sendungen auch in den Briefkasten einwerfen oder man kann über eine Sammeleinlieferungsbescheinigung am Schalter einen Beleg erhalten. Da diese postgeschichtlichen Spuren und weitere Fakten erst nach Redaktionsschluß vorliegen, wird dieser Teil in der nächsten philatelie vorgestellt.
Die philatelistischen Fakten zu diesen Abläufen
Am Samstag den 1. Juli konnte man nun erstmals Großbriefe und Maxibriefe in Kombination mit der Zusatzleistung Prio einliefern. Wie schon beim Start im Februar gab es hier die Möglichkeit, nur das Briefprodukt selbst mit Marke zu frankieren und für den Priolabel 90 Cent zu zahlen, der dann dazu geklebt wurde oder man konnte nun vorher alles mit Briefmarken für 2,35 Euro (Großbrief) und 3,50 Euro (Maxibrief) frei machen. Gekennzeichnet wurden die Sendungen durch das bekannte Priolabel. Dieses sollte aber umgehend nach Freischaltung der Digitalmarken (Schalterlabel) mit integrierten Priovermerk nur noch in Notfällen bei technischen Störungen als Kennzeichnungslabel dienen.
Am Montag den 3. Juli wurde von einem Posttechniker der erste und einzige Schalter in Deutschland in der Filiale am Posttower versuchsweise für die Variante Digitalmarke mit integrierten Prio-Label freigeschaltet. Hier gab es nun vier verschiedene Optionen, alles bezahlt mit Briefmarken, das zugehörige Priolabel ausgedruckt über den Schalterlabeldrucker mit der Wertangabe 0,00 Euro. Die zweite Variante ist das Basisprodukt bezahlt mit Briefmarken und das Prio-Label bezahlt am Schalter, hier wird auf der Digtialmarke mit Priovermerk der Wert 0,90 Euro ausgeworfen. Die dritte Möglichkeit ist alles direkt am Schalter zu zahlen, auf dem Schalterlabel ist nun die Gesamtsumme angegeben. Die letzte Option ist eher eine Spielvariante für Philatelisten, man hat einfach einen Teil des Gesamtpreises schon verklebt und der Rest wird auf der Digitalmarke ausgeworfen.
In all diesen Fällen ändert sich das Layout der Digitalmarke, den nun muss ja als eindeutiges Erkennungselement das große „H“ links neben dem Matrixcode gedruckt werden und darüber das kleine „Prio“. Der Matrixcode der Digitalmarke rückt daher in die Mitte des Labels. Rechts steht oben nun kleiner als sonst Deutsche Post und das Postlogo. Statt Filiale steht in der folgenden Zeile nur noch „Fi“ gefolgt vom Druckdatum und der Wertangabe nun ohne Euro, da der Platz in dieser Zeile ja nicht mehr beliebig groß ist. Die eindeutige Filialkennung des entsprechenden Standorts des Labeldruckers steht nun rechts unten in der vorletzten Zeile. Diese ist zehnstellig und beginnt immer mit einen F. In der folgenden Zeile ist eine weitere zehnstellige Zahl in Hexadezimalform, es ist eine fortlaufende Nummerierung an diesem einem Labeldrucker. Beide Zeilen zusammen ergeben die 20-stellige Sendungsnummer.
Will man diese Sendung im System suchen, muss man aufpassen das man sich bei dieser langen Buchstaben-Zahlenkombination nicht vertippt, sonst kann man wieder von vorne anfangen. Unterschiede von Digitalmarken mit Prio von noch nicht umgerüsteten Schaltern zu schon umgerüsteten Postfilialen mit neuer Technik konnten nicht entdeckt werden. Bezüglich der Quittungen hat sich nichts geändert.
Allerdings wurden bezüglich der internen Steuerung der Prio-Sendungen erste Infoträger bekannt, die ähnlich aufgebaut sind, wie die Expressinfoträger und in der selben roten Farbe im linken Teil existieren.
Resümee
Interessant ist die mangelhafte Kommunikation der Deutschen Post AG bezüglich der Sendungsprodukterweiterung auf Großbrief und Maxibrief. Unter dem Stichwort „Prio“ konnte man bis Ende Juli auf der Webseite noch nichts über diese Erweiterung lesen. Dort wurde nur auf die Postkarte, den Standardbrief und den Großbrief verwiesen. Auch unter dem Stichwort „Entgeltinformationen“ erhielt der Autor nur den Stand zum 1. Februar 2017 als Pdf-Datei angeboten, nur an einer versteckten Stelle auf der Homepage war die Version 1. Juli 2017 als Pdf-Datei zu finden. Angeblich sollen laut Aussagen von Postmitarbeitern die entsprechende Anweisung erst am 22. Juni 2017 in der Zentrale veröffentlicht worden sein. Dies würde die bisherige spärliche Informationspolitik erklären. Weshalb die Integration der Priokennzeichnung in die Digitalmarke nicht gleichzeitig zur Erweiterung des Markttests auf Groß- und Maxibrief intern vorbereitet war, ist nicht bekannt. Genauso wenig wie die noch in wenigen Tagen erst folgende Erweiterung beziehungsweise Integration der Zusatzleistung Prio ins Layout der Internetmarke. Welchen Nutzen und Mehrwert diese neue Versendungsform für den Kunden haben soll, ist dem Autor immer noch nicht klar. Bezüglich der schon beim ersten Mal genannten Fakten, hat sich hier nichts neues ergeben. Warten wir einmal ab, wenn der Markttest voraussichtlich Ende 2017 abgeschlossen sein wird. Vielleicht wird die Post dann entsprechende Argumente für diese Zusatzleistung veröffentlichen und vor allem Aussagen zur Akzeptanz der Kunden machen.