Fälschung Markenheft 92 „Max Liebermann“
(erschienen in philatelie 500 Febrauar 2019 - Freigabe für diese Webseite durch Autor Bernd Hanke / AGF )
Vom 1. Januar 2013 bis zum 31.12.2015 betrug das Entgelt für einen Maxibrief Inland 2,40 Euro. Dazu wurde schon am 6. Dezember 2012 aus der Dauerserie Blumen das Motiv „Prachtkerze“ für die zukünftige Einzelfrankatur herausgegeben. Zusätzlich erfolgte zum 2. Januar 2013 die Herausgabe einer Sondermarke mit der Portostufe 240 Cent mit dem Motiv „Deutsche Malerei - „Die Rasenbleiche“ von Max Liebermann“, einmal in der nass klebenden Version mit der Michel-Nummer 2974 und einmal als Markenheftchen (Folienbogen), selbstklebend, mit der Michel-Nummer 2979. Für diese Entgeltstufe folgten später drei weitere Sondermarkenausgaben (Michel-Nummer 3085, 3138 und 3195). Im Michel-Spezialkatalog 2017 wird erstmals bezüglich des Markenheftchens „Max Liebermann“ von einer Fälschung zum Schaden der Post berichtet. Die Beschreibung ist jedoch noch sehr ungenau: „Markenheftchen mit gröberem Raster und damit unscharfem Druck, Größenabweichungen bei der Beschriftung und scharfkantiger Stanzung“. Dem Arbeitskreis Markenheftchen e.V. (akmh) ist diese Fälschung seit Oktober 2014 bekannt. Im Rahmen der Recherchen zu Postfälschungen wurde nun eine zweite, deutlich abweichende, Fälschung des Markenheftes entdeckt, die seit Ende 2014 im Umlauf sein soll. Aus diesen Anlass bietet es sich an, beide unterschiedlichen Fälschungen ausführlich vorzustellen.
Einführung
Das Markenheftchen 92 Max Liebermann (Folienblatt) wurde im Vier-Farben Offsetdruck von der Druckerei Giesecke + Devrint gedruckt. Es hat ein Format von 180 x 130 mm, die Marken haben nach G. Schwarz [1] das Format VII (quadratisch) - 35 x 35 mm, gestanzt 10 ¾.
Während die Fälschung A schlecht geschnitten wurde, ist bei der Fälschung B das vorliegende Heft zu groß und schlecht geschnitten. Ein einfaches Kriterium zur Unterscheidung von Fälschungen zum Original ist die Reaktion unter UV-Licht mit 365 Nanometer. Während sich beim Original der Fluoreszenzstoff in der Papieroberfläche befindet und gelblich reagiert, findet man bei der Fälschung „A“ nur eine bläuliche Reaktion der optischen Aufheller im Papier. Bei der Fälschung „B“ dagegen sieht man eine grelle gelbe Fluoreszenzreaktion. Der Fluoreszenzstoff befindet sich in einer Lackschicht, die über dem gesamten Markenheftchen (Briefmarkenseite) liegt. Weiter erscheinen im Tageslicht die bei dem echten MH vorhandenen weißen Flächen im Fall „B“ eher deutlich gelbstichig. Auffallend ist das gegenüber dem Original dünnere Papier. An den Marken kann man bei den Tüchern auf der Wiese beim Vergleich zum Original bei den beiden Fälschungen deutliche, mit bloßem Auge sichtbare, Unterschiede feststellen. Während bei der echten Marke die Tücher eher Grünweiß erscheinen, sind diese bei beiden Fälschungen eher weiß (gelb weiß). Auf der Außenseite des Markenheftes befinden sich an einigen Stellen, beispielsweise bei der Abbildung der Marke selbst, weitere deutliche Unterschiede vom Original zu den Fälschungen „A“ beziehungsweise „B“. Es erfolgt nun zuerst der Vergleich der Marken, gefolgt von der UV-Untersuchung und eventuell vorhandener weiterer Sicherheitselemente. Anschließend werden die drei verschiedenen Markenheftchen selbst verglichen.
Der Vergleich der Marken
Bei den Originalmarken betragen die Rasterwinkel für Geld 0 Grad, Magenta 75 Grad, Cyan 15 Grad und Schwarz 45 Grad. Der Abstand der Rasterpunkte beträgt 0,11 mm. Die Folie hat eine Dicke von 0,19 mm. Bei Fälschung „A“ sind die Rasterwinkel anders angeordnet: und zwar Gelb 30 Grad, Magenta 45 Grad, Cyan 75 Grad, Schwarz 15 Grad. Der Abstand der Rasterpunkte ist hier größer und beträgt 0,16 mm. Die Folie hat eine Dicke von 0,16 mm. Die Fälschung B hat dieselben Rasterwinkel, wie das Original, allerdings mit einem Abstand der Rasterpunkte von 0,13 mm. Die Folie hat ebenfalls eine Dicke von 0,16 mm.
Ein auch mit dem bloßen Auge gut sichtbares Merkmal sind die auf der Wiese liegenden Tücher. Beim Original wirken diese grünlich, als ob der Rasen durchscheint. Die Überlagerung der Farben Cyan auf Gelb und der Abstand der Rasterpunkte erzeugen einen grünen Farbeindruck. Die Tücher enthalten auch rote Farbe und wirken damit dunkler.
Im Gegensatz dazu wirken die Flächen der Tücher bei Fälschung „A“ auf der Wiese weiß. Der Effekt entsteht hier durch den sehr großen Abstand der Rasterpunkte Gelb und Cyan. Die Rasterpunkte überlagern sich nicht, es entsteht keine grüne Farbwirkung. Rot gibt es in den Tüchern nicht. Die Winkeldifferenz zwischen Cyan 75 Grad und Geld 30 Grad beträgt genau 45 Grad. Die beiden Farben bilden ein Moire, ein störendes Muster, das als ein auf der Spitze stehendes Quadrat erkennbar ist. Rote Farbe gibt es in den Flächen nicht.
Auch bei der Fälschung „B“ wirken die Flächen der Tücher auf der Wiese weiß. Wieder entsteht der Effekt durch den großen Abstand der Rasterpunkte Gelb und Cyan. Die Rasterpunkte überlagern sich nicht und es entsteht keine grüne Farbwirkung. Rot gibt es in den Tüchern ebenfalls nicht.
An den Bildelementen der inneren Rahmenlinie des Blattes gibt es weitere Unterscheidungsmerkmale. Beim Original wurden alle vier Farben gerastert. Die angrenzende untere Rahmenfläche enthält die Farben Gelb, Magenta und Cyan und wirkt dunkler. Während in der rechten, senkrechten Fläche auf Cyan verzichtet wird und ein hellerer Eindruck entsteht.
Bei Fälschung „A“ besteht die innere Rahmenlinie des Blattes nur aus den Farben Gelb, Magenta und Schwarz mit gerasterten Punkten. Die angrenzende untere Rahmenfläche enthält die Farben Gelb und Magenta und wirkt dadurch heller. Das Prinzip wird in der rechten, senkrechten Fläche übernommen. Die Flächen wirken gleichmäßig hell. Durch den Rasterwinkel 30 Grad wird der gelbe Farbeindruck verstärkt.
Bei Fälschung „B“ ist die innere Rahmenlinie des Blattes ungerastert in Magenta unter Schwarz gedruckt. Die schwarze Farbe ist nicht deckend. Man erkennt die darunter liegenden hellen, gelben Flächen. Das Prinzip wird ebenfalls in den rechten senkrechten Flächen übernommen.
Betrachten wir nun einige Schriftelemente, speziell den Schriftzug „Deutschland“, genauer. Beim Original ist die schwarze Farbe der Länderbezeichnung und des Textes im mittleren Bild des Markenheftchens deckend gedruckt. Bei den Fälschungen „A“ und „B“ wurde die schwarze Farbe der Länderbezeichnung und des Textes im mittleren Bild des Markenheftchens nicht deckend gedruckt. Der Gesamteindruck ist bei Fälschung „A“ schlechter als bei „B“.
Die Qualität der Stanzung der Marken ist sehr unterschiedlich. Beim Original wurde die Stanzung gleichmäßig in 10 ¾ ausgeführt. Bei der Fälschung „A“ wurde die Stanzung insbesondere an den vertikalen Seiten der Marken unsauber gefertigt, liegt jedoch auch im Bereich 10 ¾. Bei Fälschung „B“ hat das Stanzwerkzeug eine sehr schlechte Qualität, mit dem Ergebnis einer unsauberen Zähnung. Das Zähungsmaß 10 ¾ wird aber eingehalten.
UV-Eigenschaften und Sicherheitsaufdruck
Wie jeder Sammler heutzutage wissen sollte, müssen oder sollten echte Marken unter UV-Licht gelblich leuchten. Betrachtet wurden das Original und die Fälschung daher noch unter UV-Licht mit der Wellenlänge 365 Nanometer, sowie im infraroten Licht unter 980 Nanometer. Beim Original befindet sich der Fluoreszenzstoff in der oberen Schicht des Papiers (Papierstrich). Weiter gibt es die bekannte grüne Fluoreszenz auf Infrarot-Licht 980 Nanometer. Die Sicherheitspartikel befinden sich in der gelben Farbe. Sie sind in den Markenbildern, im mittleren Bild des Heftes und im Rand erkennbar.
Bei der Fälschung „A“ ist, wie weiter oben schon erwähnt, keine Fluoreszenz auf UV-Licht 365 Nanometer vorhanden. Zu erkennen ist nur die bläuliche Erscheinung der optischen Aufheller im Papier. Es gibt keine Reaktion auf Infrarot-Licht.
Bei Fälschung „B“ gibt es eine grelle gelbe Fluoreszenz auf UV-Licht 365 Nanometer. Der Fluoreszenzstoff befindet sich in einer Lackschicht über dem gesamten Markenheft. Es gibt keine Reaktion auf IR-Licht. Die Lackierung ist als glänzende Schicht zu sehen, wenn die Marken schräg gegen das Licht betrachtet werden.
Vergleich der Markenheftaußenseiten
Wie schon in der Einführung kurz erwähnt, befinden sich deutliche, mit dem bloßen Auge gut sichtbare Fehler im Bereich der Abbildung der Marke selbst. Beim Original besteht die obere Linie der Briefmarke unter dem Schriftzug „Deutsche Malerei“ aus Rasterpunkten. Sowohl bei Fälschung „A“, als auch bei Fälschung „B“ ist diese Linie durchgehend.
Weiter ist die untere Linie über dem Ländernamen „Deutschland“ beim Original als Punktlinie vorhanden, während sie bei der Fälschung „A“ als Strichlinie und bei der Fälschung „B“ als durchgehende Linie gedruckt wurde. Auch der Schatten der Marke ist deutlich unterscheidbar. Beim Original existiert ein breiter gerasterter Schatten, bei Fälschung „A“ ist der Schatten sehr schwach und schmal ausgeführt und hat Passerfehler. Bei Fälschung „B“ ist der Schatten etwas breiter, aber nun mit engen Rasterpunkten ausgeführt. Unterschiede gibt es auch beim Ländernamen. Während dieser beim Original aus Rasterpunkten besteht, wurde er sowohl bei Fälschung „A“ als auch bei Fälschung „B“ vollständig gedruckt.
Die Fälschung „A“ ist weiter an einer unpräzisen Stanzung der Mitte erkennbar, daher sieht man hier bei einem geschlossenen MH rechts noch einen dicken breiten braunen Streifen, der vom Rahmen der Innenseite stammt.
Bei Fälschung „B“ ist ebenfalls eine unpräzise Stanzung vorhanden, man erkennt auch hier noch etwas vom braunen Streifen des Rahmens. Erkennbar ist diese Fälschung aber auch an der anderen Schattenbildung der links oben abgebildeten Marke. Ob die Markenhefte überhaupt im gefalteten Zustand ausgeliefert wurden, bezweifelt der Autor, da seine Exemplare noch nicht mittig geknickt waren, obwohl die Stanzung der Knicklinie vorhanden ist.
Resümee
Lief die erste Fälschung „A“ so gut, dass es sich gelohnt hat, eine zweite Auflage herzustellen oder gab es hier zwei verschiedene Fälscher, die unabhängig voneinander dieselbe Marke gefälscht haben? Die zweite Fälschung „B“ war bisher nicht bekannt, konnte sie unerkannt im Postverkehr benutzt werden? Da das Entgelt in Höhe von 2,40 Euro für Maxibriefe vorgesehen war, die von Sammlern sehr selten als ganze Umschläge aufgehoben werden, dürfte die Fälschung eher im Bereich der Kiloware zu finden sein. Aufgetaucht sein soll diese Fälschung „B“ Ende 2014, Anfang 2015. Als schnelle Überprüfung helfen eine UV-Lampe und zusätzlich eine 60-fach Lupe mit LED-Beleuchtung weiter. Vielleicht gibt es ja sogar noch eine bisher unbekannte dritte Variante, die auf ihre Entdeckung wartet.
Eventuell wurden die benutzten Marken aber auch von Sammlern unwissentlich beim Abweichen entsorgt. Bei echten Marken ist es kein Problem, diese abzuweichen, falsche Marken verfügen allerdings über einen schlechten selbstklebenden Gummi, der nach bisherigen Kenntnissen so gut wie nicht wasserlöslich ist. Gefälschte selbstklebende Marken sind also schwierig abzuweichen. Sollten Sie daher einmal beim Abweichen Probleme haben, prüfen Sie doch einfach, ob es sich um eine echte oder falsche Marke handelt.
Ab dem 1. Januar 2016 wird diese Portostufe nicht mehr benötigt. Da es für die Fälscher scheinbar lohnend war, die Entgeltstufe 2,40 Euro zu fälschen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch damit zu rechnen, dass auch die aktuelle Portostufe für den Maxibrief 2,60 Euro gefälscht vorliegen könnte. Es lohnt sich also auch hier die Kiloware ordentlich zu prüfen. Der Autor ist an weiteren Fälschungsmeldungen oder Verdachtsfällen von Fälschungen von Sammlern, aber besonders von Frankaturwarehändlern interessiert, erreichbar ist er über die Redaktion. Entsprechende Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Arbeitsgemeinschaften: Wer sich für den Druck und Informationen rund um die Marken der Deutschen Post interessiert, ist bei der AGF (Arbeitsgemeinschaft Forschung Deutsche Bundespost e.V. im Bund Deutscher Philatelisten e.V.) gut aufgehoben. Diese Arbeitsgemeinschaft feiert übrigens nächstes Jahr ihr 50-jähriges Bestehen in Hosenfeld in Fulda . Weitere Informationen und Kontaktdaten zur AGF finden sie auf der Webseite www.agf-web.de
Quellen:
[1] G. Schwarz, Auch der Bogenrand ist interessant, Eigenverlag