Mobile Briefmarke löst Handyporto ab
(erscheint in philatelie 529 - August 2021)
Mitte August 2008 führte die Deutsche Post das Handy-Porto ein (siehe philatelie 376 – Oktober 2008). Bedingt durch die minimale Auswahl (nur möglich für Postkarte und Standardbrief) sowie zusätzliche Kosten für den SMS Service des jeweiligen Telekomanbieters führte diese Versendungsform ein Nischendasein und wurde nur extrem selten genutzt.
Für die Post war dieser Service außerdem aufwendig. Die Sendung musste im Briefzentrum ausgesteuert, geprüft und mit einem zusätzlichen Label für den weiteren Versand bearbeitet werden. Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive (siehe philatelie 514 – April 2020) wurde ergänzend zu der schon bestehenden mobilen Paketmarke die zukünftige „Mobile Briefmarke“ erstmals vorgestellt. Diese sollte nun Ende 2020 erhältlich sein. Circa Ende November beziehungsweise Anfang Dezember wurde diese „Mobile Briefmarke“ im Rahmen eines Updates der Postapp für die Smartphones freigeschaltet.
Parallel dazu war zeitweilig noch das Handy-Porto erhältlich. In einer Pressemitteilung vom 8. Dezember 2020 wurde dann die neue „Mobile Briefmarke“ offiziell vorgestellt. Im folgenden Artikel wird zuerst kurz die 12-jährige Geschichte des Handy-Portos zusammengefasst, bevor dann die Übergangszeit und die „Mobile Briefmarke“ näher vorgestellt wird.
Geschichte
Mitte August 2008 wurde das Handy-Porto eingeführt. Dazu musste man an die Kurzwahl 22122 entweder die SMS „Karte“ oder „Brief“ senden. Man erhielt dann als Antwort einen 12-stelligen Zahlencode, bestehend aus jeweils vier Zahlen, die jeweils untereinander in die rechte obere Ecke der Postkarte oder des Standardbriefes geschrieben werden mussten. Bezahlt wurde alles über den Telekomdienstleister (Porto und Zusatzkosten des Providers). In der Anfangszeit gab es dabei einige Anlaufprobleme, wie diese Sendungen zu bearbeiten sind.
Wenn alles korrekt bearbeitet wird, muss die jeweilige Sendung im Briefzentrum ausgesteuert werden. Dann wird Sie entgeltsicherungstechnisch überprüft, ob alles stimmt. Wenn dies der Fall ist, wird neben dem Zahlencode ein kleines Label „Handyporto“mit einer Länge von vier Zentimetern und einer Höhe von drei Zentimeter aufgeklebt, damit die Sendung nicht als unfrankiert an anderer Stelle mit Nachentgelt belegt wird. Dieses Label scheint sich im Laufe der 12 Jahre nicht geändert zu haben. Oben ist hier die Angabe Deutsche Post und das Posthorn, darunter die Angabe „Handyporto“. Es folgt eine zwanzigstellige Hexadezimalzahl (die heutige Frankier-ID), rechts davon befindet sich ein Datamatrixcode (22 x 22 Elemente). Unten steht noch die Internetadresse „www.handyporto.de“.
Ein Auslesen des Datamatrixcodes ist teilweise möglich. Er enthält am Anfang die Länderangabe „DE“ für Deutschland und „A“ für die Deutsche Post. Es folgt ein weiterer Bereich, der derzeit nicht genau zugeordnet werden kann. Zum Schluss erfolgt die 20-stellige Frankier-ID.
Eine Frankierung von anderen Versendungsformen ist nicht zulässig beziehungsweise vorgesehen. Sie wurde dann in diesen Fällen unter Anrechnung des bezahlten Portos mit Nachentgelt belegt und dem Absender oder Empfänger in Rechnung gestellt. Eine Kombination mit anderen Zusatzleistungen war nicht vorgesehen, diese wurde aber nicht beanstandet (beispielsweise SB-Einschreiben), bei dem die Briefgebühr mit dem Handy-Porto bezahlt wurde. Der zugeschickte Code war unbegrenzt frankaturgültig.
Im Rahmen der Umstellung auf die Mobile Briefmarke wurde nun angekündigt, das im Laufe des Dezembers 2020 der Verkauf des Handy-Portos eingestellt wird. Die noch vorhandenen Zahlencodes konnten bis zum 31. Dezember 2020 aufgebraucht werden. Danach werden diese ungültig und können auch nicht mehr umgetauscht werden. In der Regel ist ein echt gelaufener Brief oder eine Postkarte aus diesen zwölf Jahren zeitlich für einen Sammler keiner exakten Portostufe zuordenbar, da nicht feststellbar ist, wann die jeweilige Sendung befördert wurde.
Nur in einigen wenigen Fällen, wenn das Handy-Porto nicht ganz vorschriftsmäßig genutzt wurde ist eine Datumszuordnung der Sendung möglich. Der Autor hatte hierzu zur Dokumentation des Letzttages eine Sendung in den letzten Dezembertagen des Jahres 2020 falsch frankiert. Dies wurde erkannt und die Sendung wurde mit einen gelben Aufkleber versehen wegen der 20 fehlenden Cent zurück geschickt. In diesem Fall kann der Absender das noch fehlende Entgelt nachentrichten und der Brief oder die Karte tritt ihre endgültige Reise an. Durch das Nachentrichten mit einer 20 Cent ATM und der Auflieferung am 31. Dezember 2020 konnte so der Letzttag dokumentiert werden. Außerdem hat der Autor Anfang Januar zu Dokumentationszwecken noch eine weitere Sendung mit Handy-Porto abgeschickt, die natürlich mit Nachentgelt belegt werden musste.
Die Mobile Briefmarke
Diese neue Briefmarke, wird leider sehr wenig postgeschichtliche Spuren hinterlassen. Kaufen kann man diese über die neue gemeinsame App von Deutsche Post und DHL. Will man über diese App Briefmarken für den Versand innerhalb Deutschlands kaufen, hat man zuerst die Auswahl zwischen den Versandarten Standardbrief, Kompaktbrief, Großbrief und Postkarte. Wählt man eines dieser Produkte aus, besteht nun die Option, sich die Briefmarke als Code zusenden zu lassen oder das man die Briefmarke ausdrucken kann (Internetmarke). Wählt man die Option sich die Briefmarke als Code zusenden zu lassen, muss zuerst bezahlt werden. Dies ist derzeit nur mit Paypal möglich.
Umgehend nach der Bezahlung erhält man de neuen Code zugeschickt. Er ist zweizeilig aufgebaut. In der oberen Zeile ist das Hashtag-Zeichen #, gefolgt vom Wort PORTO in Großbruchstaben. In der zweiten Zeile folgt ein achtstelliger Buchstabenzahlencode. Diese zwei Zeilen soll der Kunde nun rechts oben auf die zu frankierende Sendung schreiben. Dazu soll man einen dunklen Stift benutzen.
Zusätzlich kann man sich auch noch ein Musterbild anschauen. Weiter wird am Ende erwähnt, das dieser Code nur 14 Tage gütlig ist. Wenn alles richtig läuft, muss nun hier keine separate Ausschleussung der Sendung in einem Briefzentrum erfolgen und es muss auch kein ergänzendes Label zur Kenntlichmachung der ordnungsgemäßen Freimachung erfolgen. Man kann dann bei einem gelaufenen Brief nur bei einer Kodierung erkennen, das die Sendung tatsächlich gelaufen ist.
Die Vorteile im Vergleich zum Handyporto sind deutlich. Zum einen kann man nun vier verschiedene Versandarten frankieren, statt vorher nur zwei. Weiter entstehen keine versteckten Zusatzkosten zum Porto. Aus diesen Gründen dürfte sich die „Mobile Briefmarke“ schnell verbreiten und durchsetzen.
Für den Sammler allerdings ist diese Marke eher abschreckend, da sie keine postgeschichtlichen Spuren hinterlässt. Einzig bei falscher Benutzung dürften postgeschichtliche Spuren entstehen, die man der Sendung dann auch ansieht, beispielsweise einer falschen Frankierung.
Es gibt mit großer Wahrscheinlichkeit aber auch eine Schwachstelle bezüglich der Frankierung von Kompaktbriefen. Da die Deutsche Post im Gegensatz zur niederländischen Post keine dynamischen Hochleistungswaagen zur Entgeltsicherung einsetzt, um das Porto in Verbindung mit dem Gewicht zu kontrollieren, könnte der Kunde einen Kompaktbrief mit einer „Mobilen Briefmarke“ mit Standardporto frankieren und so je Sendung derzeit 15 Cent sparen. Die Wahrscheinlichkeit, hier erwischt zu werden, dürfte extrem gering sein, da dies immer ein Mensch und keine Maschine prüfen muss.
Da weiter nicht jede Großbriefsendung maschinenfähig ist, ist es in diesen Fällen fraglich, wie das entsprechende Porto elektronisch entwertet werden soll. Auch hier könnte dann das Porto zumindest in der 14-tägigen Gültigkeitsdauer mehrfach verwendet werden. Außerdem scheint die elektronische Entwertung in der Anfangszeit ähnlich wie beim Handy-Porto noch nicht funktioniert zu haben, wie es vermutlich sein sollte. Daher gab es hier vorübergehend noch einige interessante Kuriositäten bezüglich der postalischen Bearbeitung. Dazu wurden testweise im Dezember Großbriefe mit dem Kompaktbriefporto frankiert. In einem Fall wurde dies zwar scheinbar erkannt, aber die Sendung wurde dann doch ohne Nachentgelt zusätzlich mit einem nicht vorgesehenen Handyportolabel versehen.
Im anderen Fall wurde die Sendung unbeanstandet befördert. Problematisch war bis vor wenigen Wochen auch das Handling über die App selbst. Man konnte anfangs immer nur eine einzelne Marke kaufen. Circa Anfang Juni wurde hier eine Verbesserung der App vorgenommen, nun ist es möglich, gleich mehrere Marken auf einmal kaufen zu können. Weiter wurde die dazugehörige Verwaltung durch die App diesbezüglich ergänzt, damit der Nutzer hier einen besseren Überblick hat.
Resmümee:
Sobald die mobile Briefmarke bei den Kunden bekannt ist, wird diese sicher sehr gut angenommen werden. Für Sammler und Postgeschichtler ist diese allerdings sehr unbefriedigend. Ein neues Sammelgebiet wird diese Marke sicherlich nicht werden. Selbst für ein Einrahmenobjekt wird es schon schwierig werden, sinnvolles Material zu finden. Wie sicher die elektronische Entwertung ist, ist mangels Fakten schwer prüfbar. Fest steht aber, das es den einen oder anderen Schwachpunkt geben dürfte, wie beispielsweise keine vollautomatische Unterscheidung zwischen Kompaktbrief und Standardbrief.
Mit der Einführung der mobilen Briefmarke sind nun drei der vier angekündigten Digitalisierungsprojekte in die Praxis umgesetzt worden. Das letzte Projekt „Poststation“ (siehe philatelie 526 – April 2021), dürfte mit großer Sicherheit spätestens nächstes Jahr als letztes Digitialisierungsprojekt flächendeckend umgesetzt werden. Damit verbunden wird es dann auch bundesweit die neuen ATM überall geben.