Der Wertbrief national ist wieder da!
(erschienen in philatelie 391 - Januar 2010)
sowie weitere Nachträge bis heute bezüglich des Wertbriefes National aber auch International
> Ergänzung zur erneuten Einführung in leicht geänderter Form zum 1. Juli 2014>
> zum Artikel SB-Einschreiben philatelie 359 - Mai 2007 >
> Ergänzungen zur Änderung des Werbriefes International zum 1. Juli 2010 >
> Link zum Nachfolgeartikel "Neue Varianten der Einschreibenmarke" >
Am 1. März 1999 wurde mit Übergangsfrist bis zum 31. März 1999 der Wertbrief Inland endgültig abgeschafft und durch den Expressbrief National mit Transportversicherung ersetzt. Seit diesem Zeitpunkt gibt es auch die sogenannten Valorenklassen, über die geregelt wird, was wie versichert ist und was nicht - das sogenannte Kleingedruckte ist seitdem sehr wichtig.
Nur der Wertbrief International blieb weiterhin erhalten. (Nachträgliche Ergänzung: Zum 31. Juni 2010 wurde auch dieser abgeschafft und durch ein Einschreiben mit verseckter Versicherung ersetzt - näheres dazu finden Sie am Ende dieses Artikels).
Zum 2. November 2009 wurde nun überraschend der Wertbrief national versuchsweise wieder eingeführt. Dieser Versuch läuft bis zum 31. März 2010. Dann erfolgt eine Entscheidung, ob dieses neue alte Produkt in dieser Form bleibt oder nicht. Was der neue Wertbrief kann und wo die Tücken im Kleingedruckten der Allgemeinen Geschäftsbedingungen liegen, soll im folgenden Beitrag näher erläutert werden. (Nachträgliche Ergänzung: Aufgrund einer Entscheidung der Bundesnetzagentur vom 19. November 2010 über ein geringeres Entgelt in Höhe von 3,15 Euro hat die Post den Versuch mit sofortiger Wirkung zum selben Termin eingestellt - weitere Details auch weiter unten am Ende)
Der alte Wertbrief Inland wurde komplett mit Briefmarken freigemacht und ergänzend mit einem Wertbriefzettel gekennzeichnet. Dieser hatte vorne ein großes V für Valeur (Wert), eine Nummer, die Postleitzahl des Aufgabeortes und die Ortsangabe selbst. Befördert wurde dieser Wertbrief in einem separaten Postkreislauf über Wertstellen in den jeweiligen Briefzentren. In einem ersten Schritt wurde der Wertbetrag zum 1. August 1998 auf 1 000 DM festgelegt und das bis dahin mögliche Versiegeln war nicht mehr zulässig. Laut Postwerbung sollte zum 1. März 1999 der Wertbrief Inland durch den Expressbrief Inland ersetzt werden. Aufgrund interner Kommunikationsprobleme des Umstelltermins - speziell für Großkunden - wurde noch eine Übergangsfrist von einem Monat festgesetzt, in der es für jedermann möglich war, noch mit Briefmarken freigemachte Wertbriefe Inland aufzuliefern.
Zum 2. November 2009 wurde nun der neue Wertbrief Inland in einer geänderten Form eingeführt. Ähnlich wie das zum 2. April 2007 eingeführte Selbstbedienungseinschreiben (vgl. philatelie 359 - Mai 2007) kann man hier nun ein "Selbstbedienungs-Wertlabel" für vier Euro kaufen. Erhältlich ist das bezahlte Label an damals noch ca. 450 posteigenen betriebenen Filialen und im Internet bei der eFiliale. Vor Ort liegen in den Filialen zusätzlich auch Werbeflyer zu diesem neuen Produkt aus.
Das Label deckt die Wertgebühr ab, die Frankatur für den Brief selbst erfolgt mittels Briefmarken. Im Gegensatz zur ersten Generation sind die Labels allerdings nicht mehr in einer Blister-Verpackung erhältlich, sondern werden einfach auf einem stabilen Verkaufskarton mit entsprechenden weiteren Informationen zum Produkt abgegeben.
Wenn man nun dieses gekaufte Produkt umdreht und die Rückseite betrachtet, auf der das Label aufgezogen ist, wird man überrascht sein. Rein äußerlich sieht es aus wie ein SB-Einschreiben, so wie es dieses schon seit April 2007 gibt. Dies ist auch so beabsichtigt, denn der neue Wertbrief soll als sogenannte stille Versicherung im normalen Sendungsstrom mitlaufen. Die "stille Versicherung" ist dem einen oder anderen älteren Leser noch vom früheren Paketversand ins Ausland bekannt. Damals gab es in einige Länder wie beispielsweise Saudi-Arabien, keine Möglichkeit ein Wertpaket zu verschicken. Man konnte aber über eine stille Versicherung das Paket doch versichern. Diese Versicherungsgebühr wurde in Form von Briefmarken auf dem Einlieferungssschein verklebt und vermerkt. Nun ist diese stille Versicherung in anderer Form wieder da.
Kaum einer wird einem Brief mit SB-Einschreiben ansehen, ob es sich nun um einen Wertbrief oder ein Einschreiben handelt. Spezialsammler und Spezialisten der Arbeitsgemeinschaft R+ V Zettel jedoch werden aufgrund der bisherigen langjährigen Forschungsergebnisse über Strichcodelabel und deren literaturbekannte Produktionsverfahren feststellen können, ob es sich um einen Werbrief gehandelt hat oder nicht. Genauso wie beim SB-Einschreiben kann man den Wertbrief am Schalter abgeben und sich den Einlieferungsschein stempeln lassen oder man kann den Brief auch einfach in den Briefkasten werfen. Sobald dieser das erste Mal bei der Post gescannt wird, beginnt der Versicherungsschutz.
Das Kleingedruckte
Damit sind wir schon beim Versicherungsschutz und den kleingedruckten allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Diese sollten auf alle Fälle sorgfältig studiert werden, um festzustellen, ob eine Sendung wirklich versichert ist oder nicht. Gibt der Kunde den Brief am Schalter ab und lässt sich die Quittung stempeln, beginnt der Versicherungsschutz sofort. Wird der Brief in den Kasten eingeworfen, beginnt der Schutz erst nach dem ersten automatischen Scan-Vorgang. Bei Standardbriefen ist das in der Regel beim ersten Sortierlauf durch die Briefsortiermaschine im Briefzentrumseingang der Fall. Bei Großbriefen passiert aber derzeit nichts, diese werden in der Regel erst bei der Zustellung das erste Mal gescannt. Der Brief wäre also nur die letzte Meile vom Zustellstützpunkt bis zum Kunden versichert.
Ob sich dies mit der Einführung der neuen Großbriefsortieranlagen ab 2010 ändert, ist derzeit noch nicht bekannt. Müssen nun aber zufälligerweise Waren im Wert von 650 Euro verschickt werden und man benutzt dieses neue Produkt und hofft, zumindest dann 500 Euro abgeschichert zu haben, so hat man auch verloren, denn man darf die Höchstgrenze nicht überschreiten. Die Ware am selben Tag in zwei Teilen zu schicken, ist auch nicht möglich, denn dann greift der Schutz ebenfalls nicht. Die Versicherung bis 500 Euro gilt nur für Valoren der Klasse 2. Beispiele hierfür sind Schmuck, Edelsteine oder Tickets. Bargeld und andere Zahlungsmittel dürfen nur bis zu einer Höchstgrenze von 100 Euro verschickt werden.
Laut AGB soll das SB-Einschreiben mit stiller Versicherung auch nachgeschickt werden. Ins Ausland ist der Wertbrief in dieser Form nicht zulässig und es besteht keine Haftung. Was passiert aber, wenn der Empfänger einen Nachsendeantrag ins Ausland gestellt hat und der Inlandswertbrief von der Post ins Ausland weiter geschickt wird? Das ist nicht geklärt. Weitere Informationen findet man natürlich im Internet unter www.deutschepost.de/wertbrief oder unter der Servicenummer 0180 5 290 690 die allerdings je Minute 14 Cent kostet (sobald der Werbrief national nicht mehr existiert dürfte diese Internetadresse in Leere führen !!!)
Resümee
Es handelt sich bei diesem neuen alten Produkt um eine interessante Option, wenn der Kunde diesen Brief am Schalter aufliefert und sich bestätigen lässt. Eine Auflieferung über den Briefkasten ist meines Erachtens riskant, da eventuell erst bei der Zustellung das SB-Einschreiben erstmals erfasst wird und somit erst ab diesem Zeitpunkt der Versicherungsschutz für die letzten Meter zum Kunden beginnt. In jedem Fall sollte der Kunde vor der Benutzung genau das Kleingedruckte studieren, um sicher zu gehen, ob für seinen Fall überhaupt ein Versicherungsschutz vorliegt. Wer sich für den Wertbrief selbst und oder diese neuen Label interessiert findet bei der Arbeitsgemeinschaft R+V-Zettel Ansprechpartner, die sicherlich weiterhelfen können.
Ergänzungen zu obigen Artikel - Werbrief national :
Eine weitere ausführliche Begründung, weshalb man so kurzfristig den Rückzieher gemacht hat, ist derzeit nicht bekannt. Es folgen noch einige ergänzende Abbildungen zum Wertbrief national:
Ergänzungen - Änderungen beim Wertbrief International zum 1. Juli 2010 :
Zum 31. Juni 2010 wurde der Werbrief international in seiner bisherigen Form eingestellt. An diesem Tag war es letztmals möglich den internationalen Werbrief mit Wertlabel aufzuliefern. Hier wurde ja auch die jeweilige Versicherungsgebühr für den Wertbrief in Form von Briefmarken als Frankatur verklebt. Das Entgelt einer Sendung setzt sich zusammen aus der Briefgebühr ins jeweilige Land, der Einschreibgebühr in Höhe von 2,05 Euro (Stand 1. Januar 2010) und je 100 Euro Wert weitere 1,50 Euro Versicherungsentgelt. Für das folgende Beispiel eines Wertbriefs Standard Europa Versicherungssumme 90 Euro ergibt sich also für den Brief 0,70 Euro + 2,05 Euro Grundgebühr + 1,50 Euro für 90 Euro Wert zusammen also 4,25 Euro Porto.
Allerdings ist dieser Wertbrief nicht in jedes Land zugelassen beispielsweise ist diese Versendungsform nicht nach Kanada oder USA möglich und je nach Land gab es sehr unterschiedliche Werthöchstgrenzen. Weiter mußte je nach Land beachtet werden, ab wann die Briefe zu versiegeln waren.
Dies hat sich ja nun mit dem neuen Verfahren ab dem 1. Juli 2010 deutlich geändert. Ab diesem Datum kann man dem neuen Wertbrief von außen nicht mehr ansehen, ob es sich um einen Wertbrief ins Ausland handelt oder nicht. Es handelt sich nun ähnlich wie bei dem befristeten Versuch des Wertbrief Nationals um ein Einschreiben mit stiller Versicherung. Allerdings wird hier kein spezielles Einschreiblabel vorgeschrieben, sondern man kann jedes jeweils gültige Einschreiblabel benutzen auch ein SB-Einschreibelabel. Verklebt werden darf nur die jeweilige Briefgebühr und falls es sich nicht um eine SB-Einschreibelabel handelt, die aktuelle Einschreibgebühr in Höhe von derzeit 2,05 Euro. Es darf kein Vermerk irgendwelcher Art darauf hinweisen, daß es sich um einen versteckten Wertbrief handelt. Das Versicherungsentgelt wird am Schalter bar entrichtet und ist nur über die danach ausgegebene Quittung (die gleichzeitig der Einlieferungsschein ist) ersichtlich.
Ergänzung: Der neue alte Wertbrief National seit dem 1. Juli 2014
Nachdem die Deutsche Post AG zum 19. November 2010 das Produkt Wert National mit sofortiger Wirkung aufgrund der scheinbar nicht genehmen Entscheidung der Bundesnetzagentur eingestellt hatte, wurde es nun überraschend in fast gleicher Form zum 1. Juli 2014 erneut eingeführt. Beworben wird das neue alte Produkt mit folgenden Flyer:
Der Brief selbst ist ein Einschreiben mit stiller Versicherung in Höhe von derzeit 1,80 Euro. Beworben wird er aber etwas irreführend mit 3,95 Euro zusätzlich zur Briefgebühr. Diese 3,95 Euro setzen sich aber zusammen aus dem derzeitigen Einschreibeentgelt in Höhe von 2,15 Euro das auch auf der Sendung in Form von Briefmarken oder Absenderfreistempel oder Schalterlabel oder Internetmarke freigemacht sein kann sowie der stillen Versicherung in Höhe von 1,80 Euro die auf alle Fälle nicht als Freimachung auf dem Brief verklebt werden darf!
Neu ist nun im Vergleich zum kurzen Versuch aus dem Jahr 2009, daß man hier kein spezielles SB-Label benötigt, sondern das hier jede Form eines Einschreibens zulässig ist.
Weiter ist neu, daß man nun zwischen den Valorenklassen wählen kann, entweder "Geld" bis 100 Euro versichert oder als "Sachwerte" bis 500 Euro versichert. Diesen Unterschied sieht man aber nur auf der Einlieferungsquittung des Kunden.
>> in den nächsten Tagen folgt hier noch jeweils ein Abbildungsbeispiel der Quittungen als Ergänzung zu diesem Anhang