Der Briefkasten für Pakete
(erschienen in philatelie 357 - März 2007)
> Link zu Wikipedia zur Paketbox
> Link zur Seite von DHL Paketbox selbst und Fragen und Antworten dazu
> Link zum Einführungsartikel über die Packstation im Jahre 2002 für Jedermann + weitere Infos dazu
> Link zum Ende des Artikels mit ergänzenden Werbematerial / philatelistischen Spuren zur Paketbox
> Link zum passenden Artikel über Paketmarken zu Einlieferung an Paketboxen und Packstationen (in Vorbereitung - wird freigeschaltet, sobald Artikel vorhanden ist)
Am 4. September 2006 startete ein Pilotversuch zur DHL Paketbox. Am 23. Oktober 2006 erfolgte in 15 ausgewählten Berliner Filialen ein weiterer Test mit der Paketbox-Filiale. Vorher (seit fünf Jahren) konnten nur registrierte Kunden der Packstation Päckchen und Pakete abholen oder auch einliefern. Bei diesen neuen Paketboxen handelt es sich nun um den Briefkasten für Pakete und Päckchen für Jedermann, den kleinen Bruder der Packstation. Es bietet sich daher in einem ersten Zwischenbericht an, über den aktuellen Stand zu berichten.
Paketbriefkästen gab es früher schon einmal in der DDR. Bei den dortigen mechanischen Selbstbedienungsautomaten musste das Paket nach der Freimachung in ähnlicher Form in einen "Kasten" eingeworfen werden. Nähere Details zu diesem Vorläufermodell findet man in Heft 9 der Arbeitsgemeinschaft DDR-Spezial von Autor Willi Melz. In dem Gebiet der Bundesrepublik gab es zeitweilig (1997), allerdings nur im Nürnberger Raum, eine ähnliche Variante wie die heutigen Paketboxen für die damals neu eingeführten Freeway-Paketmarken. Dort konnte man diese so freigemachten Pakete in einer Klappe im Postamt einwerfen.
Weitere Vorläufer zur Päckchen- und oder Paketannahme im Westen waren das ab 2001 kurze Zeit getestete Paketannahmegerät des dänischen Herstellers Chrisplant,
der ab April 2002 beginnende Versuch mit Postdienstleistungsautomaten (PDL-Automaten) der Firma Samkyung aus Korea
und der wenige Monate später beginnende Annahmebetrieb der Packstationen, ab Dezember 2002.
Die Frankfurter Variante
Bei der derzeitigen Paketbox der Firma Nagler handelt es sich um eine fast 1,50 Meter hohe und 1,20 Meter breite gelbe Box. In der Mitte befindet sich im oberen Teil eine Klappe, die man nach unten schieben muss.
Es öffnet sich ein größerer Bereich mit einem leicht abfallenden Rollgitter, auf das man nun ein frankiertes Paket oder Päckchen mit der maximalen Größe von 60 x 40 x 40 Zentimeter (Packset XL) mit maximal 20 Kilo einlegen kann. (Ergänzung: die Maße wurden im Laufe der Zeit auf 50 x 40 x 30 Zentimeter geändert und je nach Sendungsart sind nun bis zu 31,5 Kilo innerhalb dieser Höchstmasse zulässig).
Bei Päckchen sollte die Freimachung mit den seit kurzen erhältlichen Päckchenmarken oder den schon lange vorhandenen Pluspäckchenmarken Inland und Ausland erfolgen, Briefmarken sind prinzipell aber auch möglich. Wie hier allerdings eine Stempelung an welcher Stelle erfolgen soll ist nicht klar. (Ergänzung: Viele weitere Informationen zu Päckchenmarken und Paketmarken finden Sie auch im Artikel in der philatelie 341, November 2005 - wird verlinkt, sobald vorhanden).
Nicht ausreichend frankierte Sendungen werden teils mit Nachentgelt belegt, teils an den Absender zurück geschickt. Bei den Paketen sind Retourenpakete (die über den Empfänger verrechnet werden) und alle mit Paketmarken (Ausnahme Paketmarke für 31,5 Kilo - wurde später doch zugelassen) freigemachten Sendungen, gleich ob Inland oder Ausland zugelassen, unfreie Paketsendungen sind weiterhin Schaltersendungen.
Eine Quittung erhält der Kunde allerdings im Unterschied zur Packstation nicht. Er soll sich die Sendungsnummer notieren und kann dann später im Internet eine Sendungsverfolgung durchführen. Dazu muss die Sendung aber erst einmal bei der Leerung der Paketbox erstmalig erfasst werden. Diese erfolgt von Montags bis einschließlich Samstag jeweils einmal täglich. Ab diesem Zeitpunkt ist die Sendung auch über die Sendungsverfolgung nachzuvollziehen.
In einer zweiten Phase erfolgte Mitte bis Ende November 2006 an 19 der 40 Standorte eine Erweiterung für einen Kundennachweis. Man kann an diesen Standorten vorher einen zweiteiligen Aufkleber aus einer Spendervorrichtung auf der rechten Seite ziehen.
Einen Teil soll der Kunde auf das Paket kleben, den anderen Teil als Beleg behalten. Dies soll auch in Berlin getestet werden. Am Gerät selbst befindet sich zusätzlich links oben eine kleine Klappe, der man auch einen entsprechenden Werbeprospekt entnehmen kann.
Rechts neben der Paketklappe findet man eine Kurzbeschreibung fürs Einlegen. Weitere Infos erhält man im unteren Teil, wo Details erläutert werden. Neben einigen wenigen Standorten (zehn) wird zusätzlich noch ein weiteres neues Gerät der Firma Wurlitzer getestet, ein "PACK & GO".
Hier kann man für sechs Euro in Münzen eine Pluspäckchenmarke inklusive passendem Karton kaufen. Eine Quittung dazu gibt es allerdings nicht. (Ergänzung: Wann dieser Teil des Versuches eingestellt wurde, ist leider nicht bekannt)
Die Berliner Variante
Bezüglich der Berliner Variante gibt es mehrere Unterschiede. In Frankfurt werden einheitliche gelbe Boxen getestet, die sowohl außen im Freien, beispielsweise auf Aldiparkplätzen (16 Standorte) oder vor Post- und Postbankfilialen (13 Standorte), stehen können, die aber auch im Innenbereich eines Postamtes (sieben Standorte) oder eines Bürogebäudes plaziert werden. In Berlin werden seit dem 23. Oktober 2006 an insgesamt 15 DPAG-Filialen zwei relativ einfache Paketboxen getestet, die generell nur im Inneren einer Filiale stehen. Hier soll durch die dauernde Beobachtungsmöglichkeit der Filialmitarbeiter der Vandalismusgefahr und einer möglichen Beraubung vorgebeugt werden. Einer dieser Boxen, soll das auf der Postexpo in Amsterdam gezeigte Gerät der Firma Baumann sein. Die zweite Version sieht wie ein verkleideter Briefbehälterwagen aus.
Je Gerätevariante werden zehn Stück eingesetzt, an einigen Standorten stehen also beide Versionen. Der Versuch ist erst einmal auf maximal ein Jahr geplant. (Ergänzung: Wann die Variante mit den verkleideten Rollbehältern eingestellt wurde, ist derzeit leider nicht bekannt)
Die Betreuung erfolgt vor Ort von den zuständigen Mitarbeitern. Diese erfassen die Sendungen beim Leeren am EPOS-Gerät, bevor diese weitergeleitet werden. Aber auch in Berlin gibt es keine Quittung für die Kunden. Erst nach dem Leeren durch die Schalterkräfte und dem anschließenden Erfassen sind die Sendungen endgültig registiert. In einer späteren Phase soll auch hier an einigen Geräten ein spezielles Spenderquittungslabel ausgegeben werden. (Ergänzung: Dies wurde in Berlin nach aktuellem Kenntnisstand nicht mehr in die Tat umgesetzt)
Philatelistische Spuren
Anfangs wurde in Frankfurt sehr wenig Werbung für diese neuen Paketboxen gemacht.
Teils wurden Postwurfsendungen, teils spezielle Flyer im Versuchsgebiet verteilt.
Im Dezember erfolgte eine zusätzliche gezielte Aktion vor verschiedenen Geräten. Welche Werbematerialien hier eingesetzt oder verteilt wurden, ist nicht bekannt. Aus Berlin sind dem Verfasser leider nicht so viele Details bekannt, der entsprechende Flyer sieht hier aber etwas anders aus als die Frankfurter Variante.
Aber auch hier soll die Promotion bis Ende Dezember 2006 gelaufen sein. Einziger direkter Nachweis auf einer Sendung dafür, dass diese über eine Paketbox eingeliefert wurde, ist das zweiteilige Zusatzlabel als Einlieferungsersatz, das aber nur an wenigen Standorten vorhanden ist.
Nach ersten Aussagen sollen die Kunden das System positiv aufnehmen, eine genaue Auswertung der Kundenakzeptanz wird aber erst am Ende des Versuches vorliegen. Ziel ist unter anderem eine Qualitätssteigerung durch den Abbau der individuellen Wartezeit für die Kunden. Wenn sich dieser erste Eindruck festigen sollte, ist schrittweise mit einer bundesweiten Ausweitung zu rechnen. (Ergänzung: Wann der bundesweite Ausbau mit Paketboxen erfolgte, ist leider nicht bekannt - derzeit (2011) stehen aber circa 1500 Kästen in ganz Deutschland)
Ergänzungen - weiteres Werbematerial und oder postgeschichtliche Spuren wie Postwurfsendungen zur Packstation
Gezeigt werden hier noch eine weitere Postwurfsendung vom September 2007 sowie ein Flyer von Juni 2008
Arbeitsgemeinschaften
Leser, die sich generell für Postautomation interessieren, wenden sich bitte an den Rundbriefredateur Heinz Friedberg. Die Mailadressen lautet Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese Arbeitsgemeinschaft wird übrigens erstmalig zusammen mit der ArGe R+ V-Zettel e.V. vom Freitag, den 13. April 2007 bis zum Sonntag den 15. April 2007 ein Wochenende der Arbeitsgemeinschaften in 36154 Hosenfeld in den Räumen des Gasthofes Sieberzmühle veranstalten. Das Fachsimpeln und Tauschen der teils überlappenden Sammelgebiete, beispielsweise bei den Einschreibautomaten, wird so viel lebhafter und lohnender für alle Beteiligten werden. Die jeweiligen Hauptversammlungen der Arbeitsgemeinschaften finden aber weiterhin autark und unabhängig in einem spearaten Veranstaltungsraum am selben Ort statt. Welche weiteren Synergieeffekte damit verbunden sind, wird in einem späteren Artikel vorgestellt. Gäste, die sich für einen oder beide Sammelbereiche der Briefpostautomation und der R + V-Zettel Sammler interessieren, sind an allen Tagen oder auch nur an einem der Tage jederzeit recht herzlich willkommen.
Ergänzung: Paketbox in Österreich
In Deutschland wird die Paketbox von der Firma Baumann hergestellt. Als zweiter Anbieter stand auch zeitweilig die Firma Nagler Technik GmbH zur Diskussion, verlor aber die Aussschreibung. Diese Firma Nagler Technik GmbH hatte nun die Paketbox mit etwas mehr Technik versehen und schon mehrmals auf der Postexpo vorgestellt. Zeitweilig war in Kooperation mit einer franzöischen Firma eine Paketbox für die französische Post zur Auflieferung von Paketen vorgesehen, die auch Quittungen für die Einlieferung abgeben konnte. Das Projekt kam aber aus nicht bekannten Gründen doch nicht zur Umsetzung. Auf der Postexpo 2011 in Stuttgart wurde nun die neueste Variante der Firma Nalger Technik GmbH für Österreich vorgestellt. Die dortigen Paketboxen sollten nicht nur Pakete sondern auch Einschreiben annehmen, Start für den Versuch war der Spätherbst 2011.
Als Pilotpostamt wurde das komplett modernisierte Postamt 1020 in Wien in der Weintraubengasse ausgewählt. Es verfügt vor dem eigentlichen Eingangsbereich über einen 24-Stunden-Bereich mit allen möglichen Automaten für den Brief- und Geldverkehr, die alle bereits in Betrieb sind. Eingebaut wurde dort auch ein Prototyp der Paketbox wie wir Sie aus Deutschland kennen - allerdings mit einigen Modifikationen.
Die Österreichische Post nennt das Gerät aber nicht Paketbox, sondern Post-Abgabebox (obwohl es sich ja eher um eine Annahme von Sendungen, als um eine Abgabe dieser handelt).
Statt eines eingebauten Scanners wie bei den deutschen Packstationen, gibt es hier einen Handscanner mit Kabel (ob dieser auch vandalismustechnisch stabil ist, wird die Zukunft zeigen).
Das Gerät soll zum einen vorfrankierte Pakete annehmen. zum zweiten befindet sich etwas unterhalb des Paketeingabeschachts eine Klappe, an der man vorfrankierte Einschreiben abgeben kann. Damit dieses System funktioniert, benötigt man natürlich im Voraus bezahlte Paketmarken und Einschreiblabel, beides gibt es Ende 2011 in Österreich.
Wie bei Pilotversuchen üblich, funktionierte anfangs nur der Paketannahmeteil - der Ersttag diesbezüglich war der 24. Oktober 2011. Die Annahme von Einschreibsendungen verzögerte sich etwas um einige Wochen bis in den November 2011 - da die Software den RQ-Code nicht lesen konnte.
Zur Aktivierung des Gerätes muß man auf der linken Seite einen Startknopf aktivieren, der den Scanner auslöst. Nach dem Scannen gibt man die Sendung in den jeweiligen Eingabeschacht und erhält zum Schluß die Quittung.
Bezüglich der Einschreiben muß aber das Briefporto noch mit Briefmarken verklebt werden. Ob hier auch eine Nachentgeltkontrolle passiert, ist nicht bekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen werden diese Briefe bisher leider auch nicht gestempelt. Lassen wir uns überraschen, wie dieser Versuch weiter geht.
> 21.10.2012 - weiterer Nachtrag:
Die österreichische Post hat bezüglich der Postabgabeboxen bis zum September 2012 schon circa 50 Geräte aufgestellt, diese besitzen aber mitlerweile einen eingebauten Scanner.
Zur Ergänzung plant die österreichische Post circa 400 neue SB-Automaten ab Oktober 2012 aufzustellen, die nicht nur neue Automatenmarken sondern auch voll bezahlte Einschreiblabel und Paketlabel abgeben, um diese dann gleich in den Post-Abgabeboxen einzuliefern.