Der Infobrief National
(Vorabveröffentlichung - erscheint in philatelie 429 - März 2013)
> Link zu interessanten Belegen (Infobriefen) - Angebot
Zum 1. April wurde der Infobrief als eigenständige Versendungsform eingeführt. Es war ein stark vereinfachter Infopostbrief. Nach 17 Jahren und neun Monaten wurde diese Versendungsform nun von der Deutschen Post AG kurz vor Vollendung der Volljährigkeit zum 31. Dezember 2012 abgeschafft. Was sich in diesen knapp 18 Jahren alles beim Infobrief geändert hat, wird im folgenden Artikel vorgestellt.
Einführung
Die Versendungsform Infobrief gab es sowohl für den nationalen als auch für den internationalen Bereich. Für beide galt, dass der Kunde eine Mindestmenge von 50 inhaltsgleichen Sendungen aufliefern musste. Dazu benötigt er eine entsprechende Einlieferungsliste, die am Schalter gebucht wurde. Unter bestimmten Umständen lohnte es sich sogar, weniger als 50 Sendungen einzuliefern und die Differenz der fehlenden Sendungen zu zahlen, um so doch noch eine Portogesamtersparnis zu erzielen. Im internatinalen Bereich setzte sich das Entgelt für die Sendung aus einem Stückentgelt und einem Kilopreis zusammen, wobei sich in manchen Fällen mal nur das Stückentgelt, mal nur der Kilopreis, änderte, teils beides. Aus diesem Grund wird dieser Teil des Infobriefes in einem späteren Artikel separat beleuchtet.
Die Freimachungsmöglichkeiten waren 1995 diesselben, wie bei der Infopost. Es handelte sich damals um Freimachungsvermerke in gedruckter oder gestempelter Form als "Entgelt bezahlt", der Freistempelung mittels Frankiermaschinen der Kunden, DV-Freimachung oder der Absenderstempelung (Vorausentwertung) mittels von der Post zugelassener spezieller Maschinen.
Im Laufe der Zeit änderte sich dies öfters, es kamen neue Freimachungsvermerke dazu wie beispielsweise der Frankierservice oder die Internetmarke (vgl. philatelie 374 - August 2008). Es gab aber auch Freimachungsvermerke wie Stampit (PC-Freimachung), die zeitweilig dafür genutzt werden konnten. Ab Oktober 2000 bot der Geschäftskundenservice der Deutschen Post AG Bielefeld als Versuch erstmals Info-Plusbriefe an (vgl. philatelie 322 - April 2004). Diese waren schon im Voraus mit einer gedruckten Entwertung versehen. Aufgrund der guten Kundenakzeptanz wurde dieses Produkt eine Standardvariante, die es bis zum Schluss gab.
Als Zusatzoption gab es beim Infobrief auch die Möglichkeit, eine Vorausverfügung zu nutzen. Diese wurde später durch das heutige Premiumadress ersetzt (vgl. philatelie 355 - Januar 2007).
Weiterhin gab es in diesen knapp 18 Jahren einen Währungswechsel von der DM zum Euro sowie sieben Portophasen je nach Zahlweise.
Die Portostufen
Den Infobrief Inland gab es in vier Hauptvarianten, als Standard-Infobrief bis 20 Gramm, als Kompakt-Infobrief bis 50 Gramm,
als Groß-Infobrief bis 500 Gramm und als Maxi-Infobrief bis 1000 Gramm. Die erste Portophase dauerte zwei Jahre und fünf Monate. Die nächste währte fünf Jahre und vier Monate, wenn man den Währungswechsel von der DM zum Euro mit einrechnet. Dies ist sinofern haltbar, als ja zum 1. Januar 2002 exakt umgerechnet wurde, so dass es keine Preisänderungen gab - es handelte sich halt nur um eine andere Währung, den Euro.
Infobrief Inland |
01.04.1995 |
Laufzeit 17 Jahre und 9 Monate |
31.12.2012 |
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von |
01.04.1995 |
01.09.1997 |
01.01.2002 |
01.01.2003 |
01.01.2004 |
01.01.2006 |
01.07.2011 |
bis |
31.08.1997 |
31.12.2001 |
31.12.2002 |
31.12.2003 |
31.12.2005 |
30.06.2011 |
31.12.2012 |
Standardbrief bis 20 g |
70 |
80 |
41 |
45 |
40 |
35 |
35 + MST (42) |
Kompaktbrief bis 50 g |
160 |
180 |
92 |
90 |
80 |
75 |
75 + MST (89) |
Großbrief bis 500 g |
250 |
270 |
138 |
135 |
135 |
135 |
135 + MST (161) |
Maxibrief bis 1000 g |
340 |
370 |
189 |
180 |
180 |
180 |
180 + MST (214) |
|
Pfennig |
Pfennig |
Cent |
Cent |
Cent |
Cent |
Cent |
Anmerkungen:
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> zum 1.07.2011 wurde der Infobrief MST-pflichtig. Diese wurde über die Liste eingezogen. |
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In Klammern sehen Sie die tatsächlichen Entgelte inclusive MST, die beispielsweise |
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ein Verein zahlen mußte, der keine Umsatzsteuer absetzen konnte ! |
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Portoersparnis zum Brief |
01.04.1995 |
Laufzeit 17 Jahre und 9 Monate |
31.12.2012 |
||||
von |
01.04.1995 |
01.09.1997 |
01.01.2002 |
01.01.2003 |
01.01.2004 |
01.01.2006 |
01.07.2011 |
bis |
31.08.1997 |
31.12.2001 |
31.12.2002 |
31.12.2003 |
31.12.2005 |
30.06.2011 |
31.12.2012 |
Standardbrief bis 20 g |
30 |
30 |
15 |
10 |
15 |
20 |
13 |
Kompaktbrief bis 50 g |
40 |
40 |
20 |
10 |
20/15 |
15 |
1 |
Großbrief bis 500 g |
50 |
30 |
15 |
9 |
9 |
10 |
-16 |
Maxibrief bis 1000 g |
60 |
70 |
36 |
40 |
40 |
40 |
6 |
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Pfennig |
Pfennig |
Cent |
Cent |
Cent |
Cent |
Cent |
Anmerkungen:
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> zum 01.01.2005 wurde Kompaktbrief |
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von 100 Cent auf 95 Cent gesenkt |
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> Die Portoersparnis war seit dem 1. Juli 2011 bei Großbriefen sogar negativ ! |
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> ab 2005 gab es auch Postkonsolidierung, um Entgelte zu sparen |
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Aber schon ein Jahr nach Einführung des Euros gab es zum 1 Januar 2003 die nächste Änderungen, es wurde teils auf, teils abgerundet, damit es weniger "krumme" Entgelte zu verrechnen gab.
Während die oberen zwei Portostufen nun für die nächsten Jahre konstant blieben, änderten sich schon nach einem weiteren Jahr zum 1 Januar 2004 die Entgelte für den Standard-Infobrief und den Kompakt-Infobrief die um 5 Cent bzw. 10 Cent gesenkt wurden.
Zwei Jahre später erfolgte zum 1. Januar 2006 eine weitere Senkung der Entgelte um jeweils 5 Cent.
Aufgrund der Liberalisierung der Postmärkte wurde der Infobrief zum 1. Juli 2011 mehrwertsteuerpflichtig. Diese Umsatzsteuer wurde bei der Einlieferung über die Buchungslisten mit eingezogen. Je nach Kunde konnte er diese als durchlaufenden Post weiterschieben oder es war eine indirekte Portoerhöhung. Betrachtet man das Porto dabei für einen Verein, der die Mehrwertsteuer nicht absetzten konnte, so führte dies teils zu einer negativen Ersparnis, je nach benutzter Infobrief-Variante, wie die Spezialtabelle der Portoersparnis der entsprechenden Einzelsendung im Vergleich zum vollbezahlten Brief zeigt. In den letzten Jahren war also die mögliche Portoersparnis viel kleiner, als zu Beginn des Infobriefes. Da es außerdem ab dem Jahr 2005 verstärkt die Option der Postkonsolidierung (vgl. philatelie 348 - Juli 2006), anfangs nur über Genossenschaften, gab, konnte man teils alternativ auch Porto sparen.
Des weiteren hatte die Bundesnetzagentur bei der Überprüfung der Kriterien, was als Infobrief zulässig ist und was nicht, weitere Auflagen erlassen. Diese Gesamtgemengelage dürfte wohl dazu geführt haben, das Produkt Infobrief abzuschaffen. Dabei wurde allerdings zweigleisig verfahren. Während der Infobrief National tätsächlich abgeschafft wurde, wurde der Infobrief International durch Änderungen der Einlieferungsbedingungen des Infopostbriefes International in diesen überführt.
Postgeschichtliche Spuren
Bezüglich der vier möglichen Portostufen bleibt festzuhalten, dass der Standard-Infobrief bis 20 Gramm ein beliebtes Produkt war. Auch der Infobrief Groß bis 500 Gramm wurde oft benutzt. Viel seltner im Postalltag zu finden, waren der Kompakt-Infobrief und vor allem der Maxi-Infobrief. Da es außerdem nicht sehr viele Besitzer einer zugelassenen Absenderstempelmaschine für Vorausentwertungen gab, ist der Infobrief mit Briefmarkenfrankatur nicht so einfach zu finden. Eine Ausnahme bildet hier die Portostufe bis 20 Gramm, denn viele der zugelassenen Absenderstempelmaschinen waren im Besitz von Briefmarkenfirmen, die diese Form gerne einsetzten. Eine Sammlung Infobrief mit Briefmarkenfrankatur zusammen zu tragen, dürfte daher im Bereich des Kompakt-Infobriefes und besonders des Maxiinfobriefes nicht gerade einfach werden.
Ende 1999 wurde im Rahmen der Einführung von Infopost-Plusbriefen auch die Freimachungsoption mittels Frankierservice erstmals angeboten. Diese Freimachungsform konnte entweder direkt genutzt werden oder aber es gab die Möglichkeit, den Frankierservice als Vorausentwertung von Infobriefen mit Briefmarken durch die Post in Auftrag zu geben.
Ab Oktober 2000 gab es bezüglich der Freimachung erstmals auch den Infobrief-Plusbrief. Dieser ist als Standardbrief bis 20 Gramm leicht zu dokumentieren. Die restlichen Portostufen mit Plusbriefen zu belegen dürfte aber hier schon viel schwieriger werden.
Ab Mitte April 2000 wurde die PC-Freimachung (Stampit) eingeführt, die zum 30 September 2011 aber schon wieder abgeschafft wurde und in der Internetmarke ihre Fortsetzung fand. Auch diese PC-Freimachung war ab der bundesweiten Einführung im Herbst 2001 für den Infobrief Inland möglich.
Unabhängig von den Portoänderungen gab es auch hier im Laufe der Zeit Layoutänderungen, beispielsweise war der 2-D-Barcode anfangs links, später rechts. Infobriefsendungen mit Stampitfrankatur sind nach dem aktuellen Forschungsstand als sehr selten zu betrachten. Man muss schon lange suchen, um überhaupt etwas zu finden.
Ende 2006 erfolgten die ersten Pilotversuche mit Plusbriefen Individuell (vgl. philatelie 355 - Januar 2007). Ab dem Jahr 2007 gab es nun beim Infobrief auch noch die Option der Freimachung mittels eines Plusbriefes Individuell, der allerdings schon beim Druck mit einer gedruckten Vorausentwertung versehen war.
Die Frankierung mittels Internetmarken war sofort nach Einführung ab dem Juli 2008 möglich, allerdings nur für den Infobrief Inland. Anfangs konnte man hier die jeweiligen Portostufen noch einzeln erwerben, beispielsweise einmal 35 Cent.
Später konnte man die gewünschten Infobriefportostufen nur noch ab einer Mindestmenge von 50 Stück kaufen. Da sich außerdem im Laufe der Jahre die Internetmarke selbst mehrfach im Layout geändert hat, gibt es hier weitere mögliche Varianten.
Beispielsweise wurde am Anfang keine Produktangabe mit eingedruckt, später stand dann auf der Internetmarke auch die Produktbezeichnung Infobrief. Höhere Portostufen mit Internetmarkenfreimachung zu finden ist teils extrem schwierig, falls Sie überhaupt benutzt wurden.
Die Freimachung mittels Marke Individuell (vgl. philatelie 394 - April 2010) als Infobrief war erst nach Ende der Pilotphase ab dem Frühjahr 2010 möglich und endete schon knapp drei Jahre später zum 31. Dezember 2012.
Da hier die Marken zusätzlich mittels Vorausentwertung über Absenderstempelung oder Frankierservice-Absenderstempelung entwertet werden mussten, ist diese Freimachungsart nicht gerade häufig.
Auch die anderen Freimachungsarten wie DV-Freimachung und Entgelt-Bezahlt Eindruck haben sich im Laufe dieser Jahre mehrmals geändert. Während bei der DV-Freimachung beispielsweise ein Matrixcode integriert wurde, wurde der Entgelt-Bezahlt Vermerk zur heutigen Frankierwelle. Aufgrund des Platzmangels ausgeklammert wurde die optional mögliche Vorausverfügung und deren Änderung zu Premiumadress mit entsprechenden Folgen auf den Infobriefen selbst, speziell wenn diese nicht zustellbar waren. Denn ohne Vorausverfügung konnten nicht zustellbare Infobriefe von der Post geschreddert werden. Mit Vorausverfügung wurden diese je nach Art gegen weitere Entgelte in Form von Nachentgelten mittels Blaustift zum Absender zurück geschickt.
Resümee
Der Infobrief ist nun ein abgeschlossenes Sammelgebiet. Alle Varianten für eine Ausstellungssammlung zusammen zu tragen, dürfte extrem schwierig werden, da viele Besonderheiten oft achtlos weggeworfen wurden. Es bieten sich aber viele einzelne Teilbereiche an, die man eigenständig sammeln kann, wie beispielsweise den Infobrief-Plusbriefe oder Infobriefe mit Absenderfreistempelung und deren Portostufen. Natürlich wäre es auch möglich eine Dokumentation der Portostufen der Infobriefe, die mit Absenderfreistempeln entwertet wurden, zusammen zu tragen.
Einige Freimachungsarten wie Stampit oder Internetmarke mit ihren Untervarinaten, die im Laufe der postalischen Änderungn erfolgten, dürften extrem schwierig zu finden sein. Sie eignen sich daher gut zu einem Einrahmenobjekt. Die Buchungslisten, zur Einlieferung des Infobriefes haben sich natürlich auch regelmäßig geändert, teils tragen sie auch entsprechende Poststempel von der Einlieferungsstelle. Es gibt hier also noch viel zu erforschen um diese postgeschichtlichen Spuren festzuhalten und zu veröffentlichen.
Ergänzung zum obigen Artikel - anhand eines 2. Beispiels eines Infobriefes International eingeliefert am 12. Dezember 2012 wird der Vorgang aus den letzten Tagen mit allen weiteren Dokumenten komplett dokumentiert (Beim Infobrief National ist dies genau so):
1. Beginnen wir mit dem zu versendenen Beleg:
2. Der Kunde kann nun die Einlieferungsliste am Rechner ausfüllen, diese erhält seit einiger Zeit rechts unten einen Matrixcode, der am Schalter gescannt werden kann, um den Vorgang schneller zu bearbeiten. In diesem Matrixcode sind die Angaben des Kunden über Stückzahl und weitere Details zur Abwicklung und Bezahlung enthalten. Das Dokument besteht aus 2 Seiten:
3. Anschließend wird der oder die Infoträger bedruckt (vorne und hinten)
4. Es folgt eine Auftragsbestätigung - die Einlieferung wird am Schalter nicht auf ihre Richtigkeit geprüft, dies passiert erst später im jeweiligen Briefzentrum bei der Entgeltsicherung.
5. Nach erfolgter interner Prüfung, ob alle Daten und auch die Voraussetzungen für den Infobrief gestimmt haben, wird eine abschließende Rechnung erstellt und per ePostbrief an den Kunden geschickt (gezeigt wird hier nun nur noch die Rechnung, nicht der benutzte Umschlag). Da die Frankatur eine portogerechte Einzelfrankatur war, wird über diese Rechnung nur noch die seit dem 1. Juli 2011 erhobene Umsatzsteuer eingezogen, die die Post dann an den Staat weiterleitet.
Dabei wird auf dieser Rechnung auch schon darauf hingewiesen, daß das Produkt "Infobrief" zum 31. Dezember 2012 eingestellt wird.