Die "DIGITALMARKE" steht vor der Tür! 

(erschienen in philatelie 318 - Dezember 2003)   

Musterlabel Digitalmarke von der Postexpo 2002

  

> Link zur Deutschen Post AG mit aktuellen Infos zur Digitalmarke >

> Link zum indirekten Vorläuferversuch zur Digitalmarke - "Pilotprojekt Barfreimachung - Mehr Postautomation" >

> Link zum Vorversuch zur Digitalmarke - philatelie 314 - August 2003 >

> Link zum erweiteren Vorversuch zur Digitalmarke - philatelie 321 - März 2004 >

 

Zum 1. Januar 2004 wird es größere Veränderungen im Bereich der Deutschen Post geben, die weitreichende Folgen für die Philatelie und Postgeschichte haben werden. Zusätzliche postalische Änderungen von bisherigen Dienstleistungskombinationen ergänzen dieses Maßnahmenpaket. Damit sich die Leser der philatelie rechtzeitig auf diese Änderungen vorbereiten können, erhalten sie mit diesem Exklusivbericht einen ersten ausführlichen Überblick über die gesamten Änderungen.

 

Die "DIGITALMARKE"

Im Rahmen des konzernweiten Programms "Star" zur Wertsteigerung des Unternehmens Deutsche Post ist eines der Teilprojekte die "Technisierung der Briefzusatzleistungen" (TBZL). Dieses schon mehrmals in verschiedenen Artikeln angekündigte Projekt (siehe auch philatelie 8/2003) tritt nun langsam in die heiße Phase der zügigen Umsetzung ein. Bis Mitte Dezember 2003 werden an allen großen eigenbetriebenen Filialen neue Labeldrucker der Firma TEC installiert.

Der neue Labeldrucker der Firma TEC

 

Mit einer Softwareaktualisierung aller Schaltersysteme zum 1. Januar 2004 werden diese Thermodirektdrucker aktiviert. Ab diesem Tag gibt es dann die neue DIGITALMARKE, ein Label mit der Größe 75 x 40 mm mit einem zweidimensionalen Barcode (2-D-Barcode), der Datumsangabe, einer Filialnummer und einer Wertangabe (vergleichbar mit der schon bekannten PC-Frankierung).

Die neue "DIGITALMARKE" im Labelformat 75 x 40 mm

 

Die Marke dient der Frankierung von Sendungen, die noch mit Briefmarken freigemacht werden dürfen. Vergleichbare Konzepte mit Labeldrucker gibt es ja schon flächendeckend in vielen anderen großen europäischen Ländern, wie beispielsweise Österreich und Italien.

Einschreiben aus Italien mit italienischer Schalterfreimachung mit 2-D-Barcode

 

Die Marke ist natürlich nur an diesem Tage gültig. Da jede beliebige Wertstufe ausdruckbar ist, soll die Marke möglichst den ganzen oder noch fehlenden Entgeltbetrag abdecken und macht damit für alle an diesen Schaltern eingelieferten Sendungen normale Briefmarken überflüssig. Schaltersendungen dürften also in naher Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit an der Freimachung mit Label erkannt werden.

Der schon laufende Versuch an fünf Pilotpostämtern, wo umgerüstete Freistempelmaschinen (bis 31. Dezember 2003) die noch nicht betriebsbereiten Labeldrucker simulieren, zeigt allerdings erschreckende Ergebnisse. Nur drei Prozent aller Kunden wollen an diesen Schaltern wirklich eine einzelne Briefmarke kaufen, die große Masse akzeptiert auch den lieber gewünschten Vorratskauf von Markenheftchen oder diversen Zehner-Sets oder den Kauf einer Einzelmarke am Münzwertzeichendrucker. Dieser Feldversuch, keine Einzelmarken mehr am Schalter abzugeben, soll auf ca. 50 bis 100 weitere Postämter ausgedehnt werden, um genauere Daten zu erhalten. Denn der Einzelverkauf einer einzigen Briefmarke verursacht bei der Deutschen Post sogenannte Transaktionskosten in Höhe von ca. zwei Euro ohne Berücksichtigung der Beförderung des Briefes. In der Summe aller bisherigen Einzelverkäufe entsteht so laut entsprechenden Berechnungen des Geschäftsbereichs Filialen ein zweistelliger jährlicher Millionenverlust, der möglischst schnell verringert werden soll.

Daher wurden unter anderem die Münzwertzeichendrucker so umprogrammiert, dass jeder Kunde zielgerichtet jede gewünschte Einzelfrankatur ziehen kann. Weiter möchte der Geschäftsbereich Filialen natürlich möglichst schnell den Einzelverkauf von Briefmarken am Schalter minimieren. Diesen Wünschen stehen aber noch andere Bestimmungen entgegen, so dass hier vermutlich ein mehr oder weniger schleichender Prozess der Änderungen erfolgen dürfte. Wie diese verschiedenen Faktoren, wie das Kundenverhalten, nun diese Prozesse beeinflussen, ist derzeit noch schwer abschätzbar. Fest steht aber, dass durch die Labeldrucker ab dem 1. Januar 2004 wesentlich weniger normale Briefmarken an diesen Schaltern benötigt werden. Die Folgen dürften beispielsweise kleinere Auflagen und kleinere Rollengrößen sein.

 

Neue Einschreiblabel

Die eben vorgestellte DIGITALMARKE ist aber nur ein kleinerer Teil des großen Projektes "TBZL". Diese Technisierung der Briefzusatzleistungen hat mehrere Aspekte. Ein Teil ist der, den man sieht und dokumentieren kann (das neue Label, die Versendungsform). Ein weiterer großer Teil steckt aber auch in der Weiterverarbeitung der Sendung, beispielsweise bei der Auslieferung durch den Zusteller. Dieser Teil ist postgeschichtlich und philatelistisch leider schwierig bis gar nicht dokumentierbar. Man wird ihm zwar täglich begegnen (Auslieferungsscheine), darf diese aber nicht behalten.

DIGITALMARKE mit Einschreiben Eigenhändig Rückschein Inland

 

Zu betrachten sind deshalb zuerst einmal die Vorgänge am Schalter, die man sieht und dokumentieren kann. Derselbe Labeldrucker kann nämlich auch eine DIGITALMARKE in Verbindung mit einem Einschreiben (einer postalischen Zusatzleistung) ausdrucken. Zusätzlich zu der passenden Freimachung wird noch die entsprechende Produktbezeichung beispielsweise "Einschreiben, Eigenhändig, Rückschein" sowie ein großes R unter dem 2-D-Barcode und rechts daneben ein Strichcode in einem neuen Codierformat aufgedruckt. Ähnliche Systeme gibt es ja hier auch schon beispielsweise in Slowenien oder in Taiwan (bisher aber immer ohne 2-D-Barcode).

Einschreiben aus Taiwan mit seperaten Freimachungslabel (mit 1-D-Barcode) und R-Label

 

Sollte das Entgelt schon vorhanden sein, kann alternativ ein Label ohne Freimachungselemente ausgedruckt werden. Die Unterschiede im Aussehen dieser Label sind also nur im passenden jeweiligen Entgelt und der entsprechenden Angabe der Zusatzleistung sowie der jeweiligen Filialnummer zu erkennen.

Neues Label ohne Freimachungselemente

 

Für Schalter oder Selbstbucher, die keinen Labeldrucker haben, gibt es neue schwarzweiße Universallabel. Diese sind zum einen billiger in der Herstellung, zum anderen muss ja zukünftig der Zusteller keinen Strichcode abziehen, wo wie bisher.

Universallabel für Geschäftskunden und Schalter ohne Labeldrucker - nur noch schwarzweiß

 

Zulässig ist es ab dem 1. Januar 2004 aber auch, dass bestimmte Kunden, vergleichbar der PC-Freimachung, die Einschreibinformationen wie Nummer und Strichcode direkt auf das jeweilige Briefdokument im Fensterbereich drucken dürfen. Da die vorgesehenen Layouts noch in der Feinabstimmung sind, können hier noch keine abschließenden Details erläutert werden. Später soll es auch bei der PC-Freimachung möglich sein, das Entgelt zusammen mit den Einschreibinformationen direkt auf das Dokument im Fensterbereich zu drucken. Fest steht aber aus philatelistischer und postgeschichtlicher Sicht, dass man ab dem 1. Januar 2004 einem leeren kodierten Umschlag mit Entgelt teilweise nur noch indirekt über das Porto als Einschreiben identifzieren kann.

Abschließende Details, wie eine Nachnahme-Inland zusammen mit Freimachung aussieht, können zum derzeitigen Zeitpunkt der Erstellung des Artikels noch nicht erläutert werden. Erkennbar sollen diese aber unter anderem an einem N statt R sein. Das endgültige Aussehen der Versendungsform Postident-Nachnahme ist auch noch nicht bekannt. Die Nachnahme-International sieht allerdings etwas anders aus. Hier steht auch weiterhin ein R vor dem Strichcode. Zusätzlich muss die Nachnahme nach den entsprechenden Richtlinien gekennzeichnet sein.

Neues Label Nachnahme Ausland ohne Freimachung - eine weitere Kennzeichnung als Nachnahme ist erforderlich

 

Die Zusatzleistung Wert-International ändert sich nicht. Hier bleibt alles beim alten. Allerdings wird es auch Änderungen bei der Versendungsform Eil-International geben. Hier gibt es bei den Labeldruckern die Option Freimachung, entsprechender Strichcode und entsprechendes Eil-International-Express Emblem. Normalerweise muss dieses Eil-International-Emblem laut Weltpostvereinsabsprachen rot sein. Die deutsche Post hat hier eine Ausnahmegenehmigung bekommen, da dieses Symbol auch klar und deutlich in schwarz erkennbar ist.

Neues Label Eil International mit Freimachung (DGITALMARKE)

 

Die noch mögliche Versendungsform Eil-International zusammen mit Einschreiben hat ihren Letzttag am 31. Dezember 2003. Ab dem 1. Januar ist diese Option nicht mehr zulässig. Ob der Wegfall der Versendungsform Päckchen-International mit allen Zusatzleistungen (Einschreiben, Eigenhändig, Rückschein, Eil International) auch mit dieser Umstellung zu tun hat, oder an der Sparte DHL liegt, zu der ja das Päckchen im Inland gehört, kann noch nicht beurteilt werden. Fest steht aber, dass auch hier zum 31. Dezember 2003 letztmals Päckchen International-Land oder Luft mit Zusatzleistungen möglich sind. Ab dem 1. Januar wird es nur noch Päckchen Land oder Luft ohne alles geben.

Eine Kombination Absenderfreistempel mit DIGITALMARKE ohne oder mit Einschreiben ist auch unzulässig. Hier soll ja im Jahr 2004 das neue Produkt "FRANKIT" folgen (siehe auch philatelie 5/2003). Auch die Auslandspost soll zukünftig mit den neuen schwarzweißen Labeln beklebt werden. Was mit der Feldpost passiert (beispielsweise Einschreiben) und wie es mit eventuellen Übergangsfristen bezüglich der Umstellung, speziell bei Selbstbuchern oder dem Labeln für die Auslandssendungen aussieht, kann derzeit noch nicht abschließend mitgeteilt werden. Sollten hier rechtzeitig ergänzende Informationen vorliegen, werden diese umgehend veröffentlicht.

 

Der unsichtbare Teil

Zum Bereich der Zusatzleistungen gehören natürlich auch unterschiedliche Bearbeitungsschritte bei der Auslieferung an die Kunden. Dazu wird im Rahmen des Star-Projektes "TBZL" nicht nur im Schalterbereich, sondern auch bei der Zustellung selbst bundesweit ein neues Techniksystem eingeführt. Ziel ist eine deutliche Verbesserung und Beschleunigung der internen Arbeitsprozesse. Bisher mussten ja die Auslieferungsbelege manuell ausgefüllt und der Barcode musste in der Regele vom Beleg abgezogen und aufgeklebt werden. Nach erfolgtreicher Zustellung wurde dieser Postsachebeleg per Post zum Beleglesecenter in Mannheim geschickt, dort gescannt oder auch je nach Zustand manuell für die Datenbank erfasst. Nun kann der Absender bei einer Nachfrage über den Stand der Zustellung den genauen Werdegang seines Einschreibens überprüfen (Tracing und Tracking). Diese Arbeitsschritte sind aufwendig und es bestehen diverse Fehlerquellen.

Rückseite des alten Auslieferungsbeleges für Einschreiben und Nachnahme

 

Daher werden derzeit alle Zustellstützpunkte (dort arbeiten die Briefträger) und brieffachbetriebenen Postfachanlagen - je nach Größe - mit einer oder mehreren Scan-Druck-Stationen ausgestattet.

Scan Druckstation Flyer für die Zusteller

 

Bei den Druckstationen handelt es sich um dieselben Geräte wie am Schalter, der Unterschied besteht nur in der eingelegten Papierrolle (andere Breite und Aussehen). Dieser Drucker druckt nach dem Scanvorgang des entsprechenden Strichcodes den jeweiligen Auslieferungsbeleg, den man als Empfänger unterschreibt. Die ersten Auslieferungsbelege der neuen Art wurden dem Verfasser schon vom 25. September 2003 gemeldet.

Rückseite eines neuen Auslieferungsbeleges für Einschreiben mit 2-D-Barcode

 

Nach erfolgreicher Zustellung wird dieser Beleg erneut gescannt, damit ein Nachweise der korrekten Auslieferung existiert. In einer ersten Übergangsphase werden diese nochmals gescannten Postsachen noch an das Beleglesecenter Mannheim weitergeleitet. Gleichzeitig werden die Daten aber auch schon elektronisch an die Datenbank weitergeleitet; eine Beförderung der Postsachen nach Mannheim und eine dortige Bearbeitung wird also überflüssig.

Vorderseite des neuen Auslieferungsbeleges

 

Dies ist zumindest ein Teil der möglichen Vorgangsarten der Scan-Druck-Station. Sehen wird man zwar immer die Auslieferungsbelege, die man bei einem Empfang unterschreiben muss, philatelistisch und postgeschichtlich lässt sich dies aber nicht dokumentieren, da es sich um interne Postbelege handelt.

 

Der erste Tag

Ob es am 1. Januar überhaupt eine Postfiliale gibt, die an diesem Feiertag planmäßig offen hat und die mit entsprechenden Labeldruckern ausgerüstet ist, kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden. Da aber bis Weihnachten alle Labeldrucker installiert sein sollen, kann man selbst sehr leicht vor Ort feststellen, ob es hier diese neuen Geräte gibt. Dann ist der erste Betriebstag der Donnerstag, der 1. Januar, oder ist es eben der Freitag, der 2. Januar; vermutlich dürfte es in der Regel der Freitag sein. Ob und wie man diese Veränderungen dokumentieren will, sei dem Postgeschichtler, Heimat- oder Belegsammler überlassen. Die entsprechenden Informationen, was sich wie ändern soll, liegen nun ja vor. Im Laufe des Jahres 2004 wird außerdem noch ein Artikel die Umstellung nachbetrachten, um Ergänzendes festzuhalten. Danken möchte der Autor natürlich in diesem Zusammenhang  auch den entsprechenden Verantwortlichen bei der Deutschen Post AG, die mitgeholfen haben, dass dieser Artikel für die philatelie-Leser rechtzeitig vor der Einführung erstellt werden konnte.

Startlabel das bei der Erstinbetriebnahme eines Labeldruckers am ersten Tag heraus kam (Testbild der Druckfunktionen)