Neu: Briefzusatzleistung „Prio“
(Vorabveröffentlichung: erscheint in philatelie 478 - April 2017)
In der Septemberausgabe 2015 der philatelie wurde über einen Pilotversuch „TrackNow“-Label der deutschen Post AG berichtet. Hier wurde im Sommer 2015 für kurze Zeit erstmals eine Sendungsverfolgung Inland getestet. Kurze Zeit später wurde in der Märzausgabe 2016 über die Sendungsverfolgung mit Funketiketten (RFID-Chips) ins Ausland berichtet. In der Oktoberausgabe der philatelie 2016 folgte ein Bericht über den Pilotversuch „Zustellnachweis“.
Vor wenigen Tagen gegen Ende Januar 2017 erhielt der Autor für das erst wenige Tage vorher erschiene Entgeltheft der Deutschen Post (Leistungen und Preise – Datenstand 1. Januar 2017) schon ein Ergänzungsblatt mit dem Hinweis „Wichtige Änderungen – Stand 1. Februar 2017“. Dort wird eine neue Zusatzleistung Brief „PRIO“ zum 1. Februar 2017 angekündigt. Die gemeinsame Schnittmenge dieser teils unterschiedlichen Versuche ist die Sendungsverfolgung.
Da laut entsprechenden Gutachten der Internethandel weiter stetig wächst, wird im heutigen Internetzeitalter auch die Nachfrage größer, die bestellte Sendung möglichst life im Internet bis zur Haustür zu verfolgen. Der Versender, der hier neben einen günstigen Preis den besten Service liefert, wird sicherlich seine Marktanteile halten oder ausbauen können. Zwar soll der Pilotversuch „Prio“ noch bis Ende des Jahres 2017 dauern, aber aufgrund einiger Besonderheiten soll hier doch schon nach drei Wochen ein erster Zwischenbericht über diese neue Briefzusatzleistung erfolgen.
Einführung
Im Paketbereich existiert schon etliche Jahre bei allen Dienstleistern, egal ob Deutsche Post oder beispielsweise Hermes, eine Sendungsverfolgung, bei der heute teils sogar schon per email die Sendung und die ungefähre Ankunftszeit angekündigt wird. Es ist für viele nicht ganz nachvollziehbar, weshalb es im Paketbereich gut funktioniert, aber im Briefbereich Funkstille herrscht. Dabei ist dem Autor eine technische Sendungsverfolgung von Briefen schon vor etlichen Jahren auf der Postexpo vorgestellt worden. Basis waren damals die neu eingeführten Matrixcodeverfahren wie beispielsweise Stampit (PC-Freimachung – siehe philatelie Mai 2001) oder Frankit ( siehe philatelie 324 – Juni 2004).
Zwar war damals das Internet noch nicht so schnell und die Leistungsfähigkeit bei der Verarbeitung von großen Datenmengen noch sehr teuer und aufwendig, dies ist aber seit einigen Jahren nicht mehr der Fall. Selbst die viel größeren Datenmengen bei Briefsendungen im Vergleich zu Paketsendungsmengen lassen sich schnell und gut verarbeiten und auch sofort nach der Erfassung ins Internet stellen, wie die Sendungsverfolgung von Briefen in der Schweiz beweist. Die Deutsche Post hat nun scheinbar erkannt, das sie auf dem Sektor Sendungsverfolgung Brief tätig werden muss. Aus diesem Grunde gab oder gibt es derzeit noch verschiedene Markttests, wie so eine Sendungsverfolgung aussehen kann. Teils sind die Zielgruppen nur Geschäftskunden, teils Privatkunden.
Der neueste Pilotversuch ist seit dem 1. Februar 2017 die Zusatzleistung Brief „PRIO“, der für Privatkunden projektiert ist und bis Ende des Jahres dauern soll. Der Test ist vorerst auf die Sendungsformen Postkarte, Standardbrief und Kompaktbrief beschränkt.
Laut Aussagen aus einer Vereinszeitung soll er ab dem 1. Juli 2017 auf Groß- und Maxibriefe erweitert werden.
Nachträgliche Ergänzung: Planmäßig wurde dieser Markttest zum 1. Juli 2017 auf Groß und Maxibriefe erweitert. Näheres Informationen finden Sie, wenn Sie diesem Link zum Artikel aus der Septemberausgabe 2017 der philatelie folgen.
Diese Zusatzleistung ist ausschließlich für den nationalen Versand möglich. Es gibt aber eine Ausnahme, das die Zusatzleistung bei Zustellung auf eine deutsche Insel nicht möglich ist. Ob damit nur Helgoland oder auch alle anderen Inseln in der Nordsee gemeint sind, entzieht sich bisher der Erkenntnis des Autors. Nicht vergessen sollte man aber auch die Insel Rügen in der Ostsee. Aus dem entsprechenden Ergänzungsblatt ist jedenfalls nicht ersichtlich, welche präzisen Ausnahmen bezüglich der deutschen Inseln nun gelten beziehungsweise welche betroffen sind und welche nicht. Die zusätzliche Leistung kostet 90 Cent, gehört vorläufig noch zum Universaldienst und ist daher noch mehrwertsteuerfrei. Sowohl die Grundgebühr für die Sendung (beispielsweise Postkarte 45 Cent) als auch die Zusatzleistung Prio kann mit Briefmarken auf der Sendung verklebt werden. Es gibt also seit dem 1. Februar 2017 drei neue Portostufen für Postgeschichtler und Sammler (1,35 Euro – Postkarte Prio, 1,60 Euro – Standardbrief Prio, 175 Euro – Kompaktbrief Prio).
Bei der Zusatzleistung handelt es sich derzeit um ein Schalterprodukt. Am Schalter wird ein neues Label aufgeklebt und man erhält dafür einen Einlieferungsbeleg mit einer 20-stelligen Hexadezimalzahl als Einlieferungsnummer. Mit dieser Nummer kann man bei der Sendungsverfolgung der Deutschen Post nach der abgeschickten Sendung Ausschau halten. Eine Kombination mit anderen Zusatzleistungen ist nicht möglich. Laut dem neuen Ergänzungsflyer heißt es dort (Zitat Anfang) „Die Zusatzleistung PRIO bietet Ihnen die prioritäre Behandlung ihrer Sendung. Damit ist ihre Sendung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als eine normale Briefsendung einen Werktag nach Einlieferung beim Empfänger. Die Deutsche Post dokumentiert die Annahme der Sendung in der Filiale und die Bearbeitung im Zielbriefzentrum. Sofern die Sendung nicht regulär zugestellt werden kann (z.B. Unzustellbarkeit, weil Empfänger verzogen/unbekannt), wird auch das Zustellhindernis dokumentiert. Den Status der Sendung können Sie über die Sendungsverfolgung im Internet einsehen“ (Zitat Ende). Eine weitere Einschränkung ist, dass diese Sendung nur bei Filialen eingeliefert werden kann, die einen elektronischen Einlieferungsbeleg ausstellen kann. Der Autor und einige andere Sammler haben nun am 1. Februar und in den ersten Folgetagen verschiedene Testbriefe vorbereitet und verschickt, um festzustellen wie alles in der Praxis funktioniert. Über diese untereinander ausgetauschten Ergebnisse wird nun berichtet.
Der Versuchsbetrieb in den ersten drei Wochen
Am ersten Tag lieferte der Autor diverse Testbelege mit der neuen Zusatzleistung Prio ein. Es gibt dabei mehrere Optionen. Der Kunde kennt die Dienstleistung und verklebt den kompletten Betrag von Grundprodukt beispielsweise Standardbrief und Zusatzleistung Prio in Form einer Automatenmarke zu 1,60 Euro. Am Schalter wird nun noch das neue Label Prio aufgeklebt, die Sendung wird gescannt und der Kunde erhält einen Einlieferungsbeleg.
Das neue Label ist selbstklebend und befindet sich auf einer Rolle. Die Anzahl der Label auf dieser Rolle ist bisher nicht bekannt. Die Größe des Labels beträgt 73,5 Millimeter in der Länge und 34 Millimeter in der Höhe mit abgerundeten Ecken.
Der Aufdruck ähnelt dem einer Internetmarke. Links befindet sich ein großes H, das uns ja schon beim Zustellnachweis von Amazon aufgefallen ist. Über dem großen H steht etwas kleiner das Wort „Prio“. Rechts davon steht Deutsche Post und das Posthorn, darunter ist ein Matrixcode, der genau so groß ist wie das H. Rechts unten vom Matrixcode befindet sich eine zweizeilige jeweils 10-stellige Hexadezimalzahl. Die obere ist immer identisch. Es ist sozusagen die Chargennummer (A0 01AC 2D6B), die untere ist eine fortlaufende Zahl.
Gleichzeitig mit der Einführung dieses neuen Zusatzlabels gab es die Anweisung, zukünftig alle ergänzenden Label möglichst links oben neben der Freimachung zu positionieren. Bei einem langformatigen Brief ist dies kein Problem, bei einem C6-Umschlag oder einer Ansichtspostkarte wird dies aber schon schwierig, wie man der einen oder anderen Abbildung in diesem Artikel entnehmen kann. Die Sendung soll dann von der Schalterkraft in den Expressbehälter eingelegt werden. Dieser diente bisher nur Expresssendungen oder Einschreiben ins Ausland als Transportbehälter. Im jeweiligen Abgangsbriefzentrum soll die Sendung dann dem Hauptlauf zugeführt werden.
Ist die Sendung nur mit dem normalen Porto freigemacht, so verzweigt die Schaltersoftware zum Labeldruck und für die Zusatzleistung wird eine Digitalmarke in Höhe von 90 Cent ausgedruckt und auf die Sendung geklebt. Zusätzlich muss natürlich noch das Priolabel auf der Sendung plaziert werden.
Alternativ kann aber auch die komplette Frankierung für den Priobrief über ein Schalterlabel entrichtet werden. Weiter muss dann aber noch das separate Priolabel angebracht werden. Durch diese Handhabung ist eindeutig klar, dass das Priolabel selbst keine Bezahlfunktion hat.
Dies war in der Anfangszeit bei der einen oder anderen Schalterkraft scheinbar nicht immer bekannt. Daher gibt es teils Briefe mit Priolabel, aber das passende Zusatzentgelt in Höhe von 90 Cent fehlt, obwohl es der Kunde bezahlt hat. Nachtentgelt wurde hier allerdings bisher nicht erhoben. Der Einlieferungsbeleg ist bis auf die neue Zusatzleistungsangabe „Prio“ identisch.
Es gibt aber eine Ausnahme. Kleinere Postämter auf dem Land werden teils schon eine Stunde vor Schalterschluss letztmalig angefahren. Post die danach eingeliefert wird, geht nach dieser Schlussleerung erst am nächsten Tag abends weg. Dies ist vielen Kunden allerdings nicht bekannt.
Wird nun ein Prio-Brief nach der Versandschlusszeit eingeliefert, so enthält der Einlieferungsbeleg nun einen entsprechenden Hinweis „Versandschlusszeit überschritten. Der Transport der Sendung beginnt am nächsten Werktag“. Die Sendung ist allerdings auch nicht schneller beim Empfänger, als ein gleichzeitig normal aufgegebener Brief.
Der einzige Unterschied ist die vorhandene Sendungsnummer, die man nun im Internet verfolgen kann. Dies ist aber derzeit der größte Schwachpunkt bei diesem neuen Produkt. Aufgrund der sehr alten Sendungsverfolgungssoftware der Deutschen Post wird hier immer nur der letzte Stand angezeigt und nicht der ganze Lebenslauf des Briefes mit allen vorhandenen Daten. Der Kunde sieht nur mit einer mehr oder weniger großen Verzögerung den letzten Stand seiner Sendung. Das erste Hemmnis bei dieser Sendungsverfolgung ist die Eingabe der kompletten 20-stelligen Buchstaben-Zahlenkombination, wer sich vertippt, muss von vorne anfangen. Da die Sendungsnummer eindeutig ist, ist die zusätzliche Angabe des Absendedatums unnützer zusätzlicher Handlingsaufwand des Kunden.
Bestimmte Sendungen wurden teils systematisch im Stundenabstand nachgefragt, um festzustellen, wie schnell die Daten im System nachweisbar sind und welche Daten überhaupt genannt werden.
Im Normalfall gibt es drei verschiedene Informationen, je nachdem wann die Abfrage erfolgte. Die erste lautet „Die Sendung wurde am 02.02.2017 eingeliefert“. Später erhält man die Angabe „Die Sendung wurde in unserem Logistikzentrum Frankfurt bearbeitet und wird voraussichtlich am 02.02.2017 zugestellt“. Die letzte Info die man erhalten kann, lautet „Die Sendung wurde am 02.02.2017 zugestellt“.
Es handelt sich dabei aber nicht um einen Scan des Zustellers vor dem Einwurf der Sendung in den Briefkasten, sondern es handelt sich hier genauso wie beim Pilotversuch „Zustellnachweis“ um einen indirekten Nachweis. Im Fall von Amazon kostet diese Dienstleistung aber nur 40 Cent.
Tritt der Fall ein, das die Sendung nicht zustellbar ist, muss diese ja standardmäßig sowieso vom Zusteller je nach Sachlage nachbearbeitet werden. In so einem Fall liefert die Sendungsabfrage dann beispielsweise die Aussage „Die Sendung konnte nicht zugestellt werden und wurde am 02.02.2017 an den Absender zurückgeschickt“.
Eine Haftung der Deutschen Post für diese neue Briefzusatzleistung gibt es nicht, nur eine Portoerstattung der Zusatzleistung, wenn nach dem Filialscan bei der Einlieferung keine weitere Information zur Sendung vorliegt. Dies ist eine erste knappe Beschreibung der Bearbeitung dieser Sendungen. Einige spezielle Testbelege sind noch unterwegs und können daher erst in einem ergänzenden Artikel näher betrachtet werden.
Resümee
Da die Kennzeichnung mit dem großen „H“ und die Handhabung der Sendungen beim Versuch „Zustellnachweis“ von Amazon sehr ähnlich wie hier beim neuen Zusatzprodukt „Prio“ ist, bietet sich ein Vergleich dieser beiden Dienstleistungen an.
Bei „Prio“ muss der Kunde selbst zum Schalter kommen, um die Kennzeichnung zu erhalten, bei Amazon wird diese schon vom Kunden mit der Freimachung her angebracht. Zwar ist die Handhabung bei „Prio“ anfangs etwas anders, die Erfassung der Sendung im Briefzentrum und bei der Zustellung ist aber faktisch identisch. Bezüglich des Preises zahlt der Privatkunde 90 Cent für einen Standardbrief, Amazon muss nur 40 Cent für Großbriefe zahlen. Wo hier der Mehrwert für den Privatkunden vorliegt, der 50 Cent mehr für eine ähnliche Dienstleistung zahlen muss, ist dem Autor nicht klar.
Die Kombination Postkarte und Prio hälter der Autor für wenig praxisnah, denn für welches Beispiel soll diese nützlich sein? Fest steht auf alle Fälle, eine Sendungsverfolgung für alle Briefprodukte, egal ob Brief, Großbrief oder Bücher- und Warensendung und Päckchen ist nur noch eine Frage der Zeit. Wesentlich dringender aber ist dabei eine sehr gute Datendarstellung der Sendungsverfolgung möglichst „just in time“ auf neudeutsch oder klassisch eine sofortige Interneteinsehbarkeit. Welchen Preis man letztendlich für diese Zusatzleistung zahlen wird, wird der Markt regeln.
Die Sendungsverfolgung ist übrigens auch in anderen Ländern Europas ein Thema. In Österreich wird seit dem 1. Januar 2017 für Briefsendungen über 75 Gramm und 5 mm Stärke eine neue Sendungsform mit dem Begriff „Päckchen“ mit im Preis integrierter kostenloser Sendungsverfolgung angeboten. Achten Sie daher auf diese aktuellen Versuche, denn am Ende dürfte es doch noch die eine oder andere Anpassung für den Markt und die Kunden gegeben haben.