Die Ergebnisse des Markttests der Marke individuell 

(erschienen in philatelie 394 - April 2010)

 

> Link zum 2. Ergänzungsartikel zur Marke Individuell (Druck, Marke selbst, Bogenränder, Portostufen) >

> Link zum Folgeartikel Marke Individuell mit dem Schwerpunkt Rollenmarken >

> Link zum Folgeartikel Marke Individuell mit dem Schwerpunkt nur Portocard Individuell (in Planung - wird freigeschaltet nach Fertigstellung) >

 

In der philatelie 388 vom Oktober 2009 wurde erstmals über den Markttest mit personalisierten Marken in Deutschland berichtet. Der zu Beginn nur bis Ende Oktober 2009 geplante Test wurde dann bis Ende Januar 2009 verlängert. Seit Anfang Februar 2010 ist das Produkt Marke Individuell und Portocard Individuell in leicht geänderter Form für Geschäftskunden erhältlich. Eine Freigabe für Jedermann ist noch für dieses Jahr angedacht. Aus diesem Anlass bietet es sich an, eine Bilanz des Markttests aus philatelistischer Sicht zu ziehen und die schon erfolgten beziehungsweise die geplanten Änderungen zu erläutern.

Marke aus der Testphase mit philatelistischen Motiv: Transorma - die erste praxistaugliche Briefsortiermaschine

Der erste bekannte Kunde, der die Marke Individuell im August 2009 einsetzte, war das Versandhaus Otto. Von den knapp 10 000 Stück sind bisher erst sehr wenige Exemplare bei Sammlern aufgetaucht. Die Masse dürfte wohl unerkannt im Papierkorb gelandet sein. Laut Kopien sollen diese Bogen noch ohne Kundennummer und ohne Auftragsnummer gedruckt worden sein. Bei den folgenden Kunden waren diese Angaben dann vorhanden. Anfangs wurden die Nummern in rot gedruckt, später nur noch in schwarz.

Die ersten Marken individuell aus dem Philateliebereich stammen von der Firma Briefmarken Haller und einem Kooperationspartner. Bekannt sind hier die Markenmotive Pandabär (200 Stück), Eschborn Jubiläumsbrunnen 1200 Jahre (100 Stück), 20 Jahre Grenzöffnung Grenzübergang Helmstedt (1 000 Stück). Die ersten gestempelten Belege dieser Marken stammen vom 28. August 2009 und den folgenden ersten Tagen vom September 2009. Sehr schnell bekam auch das Briefmarkenhaus Sieger mit, dass hier ein Versuch läuft. Die Firma Sieger war die erste, die alle damals mögliche Wertstufen 45, 55, 90, 145 und 220 Cent in Auftrag gab. Auflagezahlen liegen hier noch nicht vor. Diese Marken wurden Mitte September 2009 ausgeliefert und teilweise auch mit dem Datum vom 18. September 2009 auf entsprechenden Belegen entwertet.

Kodierter Brief mit einer der ersten Marke individuell mit Internetadresse. Motiv: Eschborn vor 100 Jahren - Pfarrhaus und evangelische Kirche, entwertet mit Tagesstempel vom 17. Februar 2010 in Eschborn, Taunus

 

Aus dem philatelienahen Bereich wurden in der Folgezeit weitere Marken bekannt. Motive war beispielsweise ein Zeppelin, aber auch Firmenmotive von philateliebegeisterten Geschäftsinnhabern. Eine Druckerei aus Norddeutschland frankiert bei Bestellungen ihre Geschäftspost entweder mit einer Marke zu 145 Cent oder aber zu 220 Cent. Beim Motiv handelt es sich um Teile eines Posthorns. Bekannt ist aber auch der Fußballverein Borussia Dortmund, der anläßlich seines 100jährigen Bestehens für die Fans 1909 Bogen drucken ließ und diese über den Fanshop verkauft hat.

Marke individuell aus der Testphase mit der Wertstufe zu 220 Cent, entwertet Februar 2010. Motiv: Teile eines Posthorns

 

Die Post selber hat leider auf eine Anfrage welche Wertstufe besonders beliebt oder welches die größte Einzelauflage war, nicht geantwortet. Einzig aus der neuen Produktbroschüre ist als Referenzkund die Firma Alfred Kärcher Vertriebs GmbH genannt, die als Motiv die Produktneuheit Professional MC 50, eine kleine fahrbare Reinigungsmaschine zeigt. Zwei Portocards waren auch im Gespräch. Als weitere Referenzkunden werden noch die Europa-Park Freizeit- und Familienpark Mack KG (145 Cent Marke) sowie die Gallinat Bank aus Essen (55 Cent Marke) genannt. Bei der Marke vom Europapark handelt es sich beim Motiv um das Maskottchen Euromaus. Diese wurden im Herbst 2009 auf Einladungen anlässlich des 60. Geburtstages des Parkinhabers Herrn Mack verschickt. Die Auflage betrug 500 Stück.

Marke individuell der Gallinat Bank Essen mit der Wertstufe zu 220 Cent in einer Nachauflage, nun neu mit Internetadresse "www.marke-individuell.de"

 

Die Gallinat Bank hat nicht nur die von der Post genannte Wertstufe zu 55 Cent herstellen lassen, sondern auch noch weitere Wertstufen zu 145 und 220 Cent sowie eine Portocard individuell. Beim von der Post gezeigten Motiv handelt es sich um das Firmenlogo der Bank. Die Auflage beträgt nur 1 000 Stück, das Motiv wurde aber in der Zwischenzeit schon zweimal nachbestellt, denn dies ist jederzeit möglich. Speziell bei der Wertstufe zu 220 Cent hat dies dazu geführt, dass es das Motiv ohne und seit wenigen Tagen mit Internetadresse gibt. Die philatelistische Forschung muss die weiteren Informationslücken über weitere Motive und Auflagen noch schließen. Dies ist aber leicht möglich, da sich die neuen Marken eindeutige von denen aus dem Markttest unterscheiden.

Mustermarken der Marke individuell aus einem zwanziger Bogen, einmal mit kleinen Schriftzug Muster und einmal mit großen Schriftzug Muster

 

Bekannt sind auch Mustermarken der Post, die es in verschiednen Hauptvarianten gibt. Während die ersten Mustermarkenbogen mit einem Schetterlingsmotiv mit 55 Cent noch rote fiktive Kundennummern und Auftragsnummern enthielten, waren diese bei den späteren Teilauflagen nur noch schwarz gedruckt. Ein weiteres sehr deutliches Unterscheidungskriterium ist der Schriftzug Muster selbst. Bei den ersten Teilauflagen ist dieser kleiner als der zweidimensional Barcode (2-D-Barcode), bei den späteren Teilauflagen mit scharzen Nummern ist der rote Schriftzug größer als der 2-D-barcode. Es gibt aber auch Pressebilder ohne den Schriftzug Muster. Es dürfte sich dabei aber nur um elektronische Bilder handeln, im Orginal hat so etwas bisher nicht vorgelegen. Manche der Teilauflagen unterscheiden sich auch noch in den Gelbtönen von deutlich gelb bis schon eher orange.

Zur Angabe der Druckerei hat die Post keine Aussagen getätigt. Aufgrund vorliegender Abbildungen von Auslieferungen an Kunden ist von zwei verschiedenen Druckereien auszugehen, die diese Marken herstellen. Bei einer handelt es sich um die Firma C4 Securitiy Print GmbH aus Dietzenbach. Laut Internetangaben handelt es sich dabei um einen Ableger der Bundesdruckerei Berlin. Die zweite Druckerei ist die Sommer  corporate Media Elanders GmbH aus Waiblingen. Ob beide Druckereien alle Produktvarianten drucken oder es hier eine Aufteilung gibt, ist nicht bekannt.

Kodierte Ansichtskarte frankiert mit dem kompletten inneren Teil der Portocard individuell, gestempelt am 16. November 2009 Frankfurt Flughafen IPZ 1 - dazu abgebildet ist oben die Vorderseite der Portocard individuell

 

Bezüglich der Portocard individuell dürfte nach bisheriger Forschung die Portocard der Firma Keller anlässlich der Maueröffnung am 9. November 1989 die erste derzeit bekannte Portocard aus dem philatelienahen Bereich sein. Bei der Wertstufe handelt es sich um eine 45 Cent-Marke. Aufgrund eines Produktionsfehlers wurde die erste Auslieferung zurückgezogen und in leicht korrigierter Form in einer Kleinstauflage von 200 Stück gedruckt. Dasselbe Motiv exisitiert übrigens auch als 55 Cent-Marke aus dem Bogen. Bekannt ist auch die Firma Waigand, die eine Portocard individuell mit einer Marke zu 55 Cent auflegte.

Kurz vor dem Ende des Markttests ist noch eine große Auflage in Höhe von 150 000 Stück der Firma Schlecker mit einer Marke zu 55 Cent aufgetaucht, die diese zu ihrem 35jährigen Firmenjubiläum herstellen ließ. Diese Portocard individuell wurde hauseigenenen Waschpulverpackungen und Packungen von Reinigungstabs für die Spülmaschine beigelegt. Auf der äußeren Verpackung fefand sich ein Hinweis auf die beiliegende Portocard individuell.

Portocard individuell aus der Markttestphase von einem der ersten Firmenkunden: IKEA. Motiv: 30 Jahre Billy - Vorder- und Rückseite

 

Ein weiterer Firmenkunde ist als Referenz von der Post genannt worden, und zwar die Firma IKEA Deutschland GmbH & Co. KG, die zu ihrem 30jährigen Jubiläums des Regals BILLY eine Portocard zu 55 Cent auflegen ließ. Die Auflage dieser Karte beträgt 1 000 Stück und wurde zu einer Presseveranstaltung zum 30jährigen Jubiläum im Oktober 2009 an Jorunalisten verschickt. In diesem Fall wurde der Kunde durch die Post auf das neue Produkt hingewiesen. Wie schon vorher kurz erwähnt, hat auch die Gallinat Bank eine Portocard individuell in Kleinstauflage herstellen lassen. Die Bank hatte ursprünglich überlegt, ob sie das Produkt Plusbrief individuell nutzt, hatte sich dann aber für das gerade im Markttest befindliche neue entschieden. Ob es Kunden gibt, die Portocard individuell mit den anderen Wertstufen 90, 145 und 220 Cent bestellt haben, steht derzeit nicht fest. Es dürfte aber sehr unwahrscheinlich sein. Aber auch hier lassen sich zukünftig ganz einfach diese Marken von anderen des Markttests unterscheiden. Musterportocards sind bekannt mit demselben Motiv Schmetterlings wie bei den Musterbogen, allerdings bisher nur mit kleinen Schriftzug Muster. Weiter existieren eleketronische Pressebilder ohne den Schriftzug Muster.

 

Die Änderungen bei der Marke Individuell ab Februar 2010

Der Aufbau der Marke ist bis auf den zum Bild rechtsbündigen Schriftzug www.Marke-individuell.de am unteren weißen Bildrand gleich geblieben. An diesem neuen Schriftzug lassen sich nun also die Marken aus dem Markttest und dem normalen Betrieb unterscheiden. Gibt man diese Adresse bei Google ein, findet man nur den Plusbrief individuell, aber keine Infos zur Marke inidividuell - Redaktionsstand Ende Februar 2010.

Neue Mustermarke nun mit der Internetadresse "www.marke-individuell.de" am unteren Bildrand

 

Zu den bekannten Wertstufen 45, 55, 90, 145 und 220 Cent kommen noch die Wertstufen 25 Cent für Infopost und 35 Cent für Infobrief. Diese sind aber nicht vorausentwertet und müssen noch mittels Vorausentwerter eines Kunden oder über den auch als Vorausentwertung zugelassenen Frankierservice oder einen Gummistempel mit der Welle vom Absender selbst entwertet werden.

Die Marken sind in Deutschland und genauso wie die Plusbriefe individuell auch innerhalb Europas zugelassen. Hier ist dann eine Zusatzfrankatur mit normalen Marken notwendig. Portostufen für Europabriefe gibt es nicht, es wäre aber sinnvoll und konsequent, dies auch zu ermöglichen. Portostufen für Büchersendungen und Warensendungen sind bis auf Weiteres nicht vorgesehen und sollen nach dem derzeitigen Stand auch nicht kommen. Was passiert, wenn diese Marken nun für einen Weltbrief benutzt werden, ist unklar. Eine Möglichkeit ist, dass die Marken trotzdem druchgewunken und anerkannst werden. Eien andere, das die Marken beanstandet und der Brief mit Nachentgelt belegt wird. Wer kann sochel Belege vorlegen ?

Die Preise in Teilbereichen wurden leicht gesenkt. Eine interessante weitere Neuerung ist die Rollenform. Bestellt eine Kunde mehr als 20 000 Marken kann er nun statt 20er Bogen auch selbstklebende Marken individuell von der Rolle haben. Die Rollengrößen, die angeboten werden, sind 100er, 200er, 500er, 1 000er, 5 000er und 10 000er Rollen. Jede fünfte Marke soll hinten auf der Trägerfolie auch eine Nummer haben. Orgiginal- Musterrollenmarken haben bisher noch nicht vorgelegen. Es gibt aber zumindest schon elektronische Bilder davon aus Informationsbroschüren.

 

Die Änderungen bei Portocard Individuell ab Febraur 2010

Der Aufbau der Marke ist auch hier bis auf den zum Bild rechtsbündigen Schriftzug www.Portocard-individuell.de am unteren weißen Bildrand gleich geblieben. An diesem neuen Schriftzug lassen sich nun also die Marken aus dem Markttest und dem normalen Betrieb, aber auch zu den neuen Marken individuell leicht unterscheiden. Gibt man diese Adresse bei Google ein, so landet man auf einer Seite der Deutschen Post, die die klassischen Portocard mit in Hawidstreifen eingelegten Briefmarken und nun auch die Portocard individuell vorstellt. Über eine rechts pazierte Information kann man mehr zur Marke individuell erfahren. Zusätzlich zu der bisherigen Portocard individuell mit vier Seiten (Vorder- und Rückseiten werden hier zusammen gezählt) gibt es noch die Option einer sechsseitigen Klappkarte mit ein oder zwei Briefmakren als Inhalt. Orginalmuster haben bis Redaktionsschlusss nicht vorgelegen, es existieren aber zumindest laut den neuen Broschühren elektronische Bilder von diesem neuen Teilprodukt.

Musterportocard individuell mit Internetadresse !www.portocard-individuell.de" - Vorder- und Rückseite

 

Resümee

Laut Aussagen der Pressestelle München der Deutschen Post ist eine Erweiterung für Privatkunden noch dieses Jahr im Gespräch. Dieses Schema würde auch gut zu den bisherigen Entwicklungen von anderen Produkten passen, die in ähnlicher Form freigegeben wurden wie beispielsweise der Plusbrief indivdiuell. Für die philatelistische Forschung gibt es alsos nach kurzer Zeit schon viele Optionen und Varinaten zu melden und festzuhalten. Durch die Layoutänderungen mit den Internetangaben auf den jetzigen Marken und Portocards können diese jederzeit eindeutig von den Marken aus der Testphase unterschieden werden. Nun lassen sich sogar die Marken aus den Portocards individuell von den normalen Marken individuell eindeutig unterscheiden. Auf Dauer dürfte auch eine Zuschlagsmarke individuell oder andere Formen der Marke selbst nicht auszuschließen sein. Dies zeigt ja auch die Entwicklung beispielsweise auf dem Gebiet Plusbrief individuell, wo Ende letzten Jahres bis zum 30. Januar 2010 Plusbriefe individuell für "Ein Herz für Kinder" mit eingedruckten sichtbaren Zuschlag erhältlich waren, auch wenn dies noch einem ersten Kunden (der Firma Sieger) bei der Marke individuell abgelehnt wurde. Weiter zeigt die neueste Kreation im Bereich Plusbrief individuell ja statt einer rechteckigen Markenform eine Herzform, es ist also vieles möglich. Schließlich sind Briefmarken in ungewöhnlicher Form schon häufiger weltweit aufgetaucht. Es ist also ein interessantes Sammelgebiet für einee Einrahmensammlung oder auch mehr entstanden ist.